„Tatort“ Frankfurt: Und wieder das gleiche Thema

Tatort
Tatort(c) ORF (Bettina Müller)
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„Kein guter Land“ mit Janneke und Brix will vermitteln, dass Rassismus und Rechtsextremismus schlecht sind. Ist ja lobenswert, aber muss man dabei auf das Motiv vergessen? Und die talentierte Jasna Fritzi Bauer verschwenden?

Unsere Wertung für diesen „Tatort“

5 von 10 Punkten

Worum geht's in „Kein schöner Land“?

„Kill all Nazis“, steht gesprayt vor dem ausgebrannten Frisiersalon, in dem das Lehrlingsmädchen Melanie verbrannt aufgefunden wird. Ihre beste Freundin und Arbeitskollegin Vera (Jasna Fritzi Bauer) beschuldigt einen der dunkelhäutigen Drogendealer, die in der Straße in Frankfurt ihren Geschäften nachgehen. Mit dem habe Melanie nämlich Streit gehabt, behauptet sie. Kriminalhauptkommissarin Janneke glaubt, sie lügt, um einen Schwarzen hinter Gitter zu bringen. Der Beschuldigte (Warsama Guled) hilft sich selbst auch nicht gerade, denn er zeigt sich Ermittler Brix gegenüber von der schweigsamen Seite.

Worum geht's noch?

Natürlich um Rassismus, wieder einmal – und das auf allen Ebenen, auf der privaten: Brix bekommt auch noch Asylwerber als Mitbewohner, Janneke will einer jungen Frau aus dem Jemen helfen. Ihre Ermittlungen führen zu Rechtsextremen und Neonazis. Insgesamt kommt das Thema „Rassismus ist schlecht“ leider zu vordergründig daher. Wer Stereotypen entgegenwirken will, sollte sich keiner Klischees bedienen – nur leider fehlt oft die Tiefe. Spannender wäre ohnehin Vera, die immerhin vom Schweizer Jungstar Jasna Fritzi Bauer dargestellt wird. Aus der Figur könnte man noch einiges herausholen. Auch Veras Mitbewohnerin Juliane (Anna Brüggemann) hätte Potential. Denn wie passen die wilde junge Friseurin und die gesetzte Jura-Absolventin zusammen – außer, dass sie beide im selben Chor sind?

Wer ermittelt?

Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) sind zwar erst seit 2015 im Dienst, wirken aber wie ein lange Jahre eingespieltes Duo. Da ist es schon irritierend, dass sich die beiden noch Siezen. Eine gute Ergänzung ist der eifrige junge Kriminalassistent Jonas (Isaak Dentler), der diesmal sogar singen darf. Überhaupt wird einige Male geträllert – immerhin ist die Folge ja auch nach einem Lied betitelt. Für frischen Wind sorgt der exzentrische Neuzugang zum Team: Der neue Chef Fosco Cariddi (Bruno Cathomas) rezitiert gerne Gedichte von Ernst Jandl. Ohne Vorwarnung.

Wo hakt's?

Ohne zu viel zu verraten: Das Motiv für die Tat bleibt auch nach der Aufklärung des Falls im Dunkeln. Schwach. „Kein schöner Land“ ist zudem teils unrealistisch: „Die Drogen interessieren uns überhaupt nicht. Auch nicht der Aufenthaltsstatus“, sagt Brix zu dem Drogendealer. Die reale Polizei agiert hoffentlich anders. Bedenklich ist auch eine Szene, in der eine junge Frau mit Kopftuch aus reiner Willkür von Dialekt sprechenden jungen Männern verprügelt wird. Der Gewaltakt wird so inszeniert, als wäre er eine Alltäglichkeit. Das ist ein Skandal.

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