Nachruf Fritz Csoklich: Danke, Fritz!

(c) APA (Günter R. Artinger)
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Fritz Csoklich hat seinen Geist tief in den genetischen Code der „Kleinen Zeitung“ eingraviert. Er starb Donnerstag Früh im Alter von 80 Jahren.

Wieder einmal, ein letztes Mal, hat sich Fritz Csoklich eine Freiheit herausgenommen: die Freiheit für einen schweren Weg, einen Weg, auf dem ihm zunächst einmal kaum jemand wird folgen wollen und am Ende dann doch alle folgen werden. Wir auch.

Es wird leichter, sich vorzustellen, diesen schweren Weg auch selbst zu gehen, wenn man weiß, dass er vorausgegangen ist. Er, der nahezu immer frohen Mutes war. Frohen Mutes. Freilich, das einst so offene, herzliche Lachen war verhalten, milde und leise geworden, durch das Alter vielleicht, durch die schwere Krankheit wohl noch mehr. Jetzt ist es ganz verstummt. Aber es bleibt uns. Wir haben es noch in den Ohren, das laute Lachen, wir hören und sehen das leise Lächeln, und wir haben das stille Lachen vor Augen. Das stille Lachen eines Menschen, der immer vorausgegangen und jetzt wohl angekommen ist.

Frohen Mutes. Sein Mut, seine Fröhlichkeit und Herzlichkeit, sein Engagement für und um die Freiheit waren nicht einfach genetische Disposition, sondern Ausdruck eines fest verwurzelten Glaubens. Fritz Csoklich war ein Christ. Nicht nur auf dem Taufschein.

Der „immerwährende Chefredakteur“

Charisma. Das ist eine Zuschreibung, die sich für Fritz Csoklich wie von selbst anbietet. Fritz Csoklich war eine charismatische Persönlichkeit. Sein inneres Feuer war unübersehbar, kein leichtes Strohfeuer, mehr schwere, glühende Lava, auch wenn nicht selten, oft unvermittelt, jähe Flammen hochzüngelten. Er hat ganz augenscheinlich gebrannt, aber er hat selten verbrannt: Meinungen nicht, weltanschauliche Positionen nicht; Menschen noch viel weniger. Erstaunlich eigentlich, dass dieses Feuer, mit dem er nie hauszuhalten schien, so lange, mehr als 80 Jahre lang, gehalten hat. Und dann doch auch wieder plausibel: Hier hat nicht einfach Stroh gebrannt.

„Immerwährender Chefredakteur“, das fasst am besten zusammen, was Fritz Csoklich für die „Kleine Zeitung“ bedeutet. Er hat seinen Geist und seine Haltung tief und hoffentlich unauslöschlich in den genetischen Code dieser auch im internationalen Maßstab so außergewöhnlich und nachhaltig erfolgreichen Zeitung eingraviert.

Fritz Csoklich hat aber nicht nur die Identität der „Kleinen Zeitung“ geprägt, sondern darüber hinaus immer auch den Blick geweitet, insbesondere zu den Nachbarn in Slowenien und Kroatien, auch zu Zeiten, als das im besten Fall als politisch romantisch belächelt wurde. Er hat damit für das Haus Styria, zu dem die „Kleine Zeitung“ und „Die Presse“ gehören, einen Weg grundgelegt, der sich viel später in einem umfassenden publizistischen und unternehmerischen Engagement manifestiert hat.

Für all das und vieles mehr ist Fritz Csoklich aufrichtig „Danke“ zu sagen, im Namen der Styria, aber auch ganz persönlich. Wir, die wir zurückbleiben, wir trauern mit seiner Frau Gerti, die ihn gerade in den letzten Jahren seiner schweren Krankheit so liebevoll behütet hat, mit seinen Kindern und der ganzen, großen Familie Csoklich.

ZUR PERSON.

Fritz Csoklich (*5. 5. 1929; Wien) studierte Germanistik und Geschichte, engagierte sich bei der Katholischen Jungschar, später in der Katholischen Aktion.

1953 begann er in der „Kleinen Zeitung“, 1959 wurde er provisorischer Redaktionsleiter, 1960 bis 1994 war er Chefredakteur.

Er gilt als einer der Väter des Rundfunk-Volksbegehrens 1964 und wurde 2001 in den ORF-„Weisenrat“ berufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2009)

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