Österreichs ältester Privatsender, ATV, wird verkauft - und geht ziemlich sicher an die deutsche ProSiebenSat1Puls4-Sendergruppe. Was bedeutet das für Mitbewerber wie den ORF oder Servus TV und die Zuseher?
Der Kaufvertrag zwischen Herbert Kloiber und ProSiebenSat1Puls4 ist unterschrieben, die Wettbewerbsbehörde hat nun über die Übernahme des Senders zu entscheiden. Die Auflagen, die sie bereits veröffentlicht hat, sind vielen Mitbewerbern zu mild. Vielleicht auch deswegen flatterte am Montag ein weiteres, wenn auch nur mündliches Angebot herein. „Krone“-Herausgeber Christoph Dichand bestätigte, dass die Mediaprint (eine Tochter von „Krone“ und „Kurier“) mit RTL ein Kaufangebot stellen will. Das kommt freilich etwas spät, es gilt als sehr wahrscheinlich, dass ProSiebenSat1 den Zuschlag bekommen wird. Nur: Was bedeutet das eigentlich für Mitbewerber, Zuseher und den Sender ATV?
DER MEDIENMARKT
Einig ist sich die Branche nur in einer Sache: Es ist gut, dass ATV erhalten bleibt – und nicht selbstverständlich, dass ein Unternehmen einen defizitären Sender übernehme und so zumindest einen Teil der Arbeitsplätze sichert. Branchenkenner halten es für illusorisch, ATV als „Stand-alone-Sender“ profitabel zu führen. Faktisch ändert sich auf den ersten Blick weniger als gedacht. ATV war in deutscher Hand (Kloibers Tele-München-Gruppe sitzt in München) und wird es auch künftig sein. Was sich ändert, ist die Konzentration auf dem Markt: ProSiebenSat1Puls4 hat mit der Übernahme von ATV einen Marktanteil von 42,8 Prozent auf dem Werbemarkt (aber schon jetzt mit 36,6 Prozent um sechs Prozent mehr als der ORF), dazu kommen 20,6 Prozent auf dem Zuschauermarkt. Manche freut es, dass der ORF seine dominierende Stellung verlieren und es einen weiteren starken Marktteilnehmer geben wird. Experten rechnen damit, dass die Werbepreise sinken werden. Eine ATV-Übernahme durch die Mediaprint und RTL sehen sie sogar kritischer, weil es damit zu einer crossmedialen Konzentration käme.
