ATV-Verkauf: Zwei Sender für zwei mögliche neue Eigentümer

(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Kritik mehrt sich rund um den Verkauf von ATV: Die Auflagen seien zu mild, und es gäbe kreativere Ideen für die Fortführung.

Die nächste Etappe im ATV-Verkauf steht an. Noch bis morgen, Donnerstag, kann schriftlich eine Äußerung zu den von der Bundeswettbewerbsbehörde veröffentlichten Auflagen für eine Übernahme durch die deutsche Sendergruppe ProSiebenSat1Puls4 eingebracht werden. Bis 9. März können außerdem alle Amtsparteien einen Antrag auf Prüfung des Zusammenschlusses stellen. Unterdessen warnen Medienexperten, dass durch eine Eingliederung des Privatsenders ATV in ein bestehendes Medienunternehmen (nämlich egal, ob ProSiebenSat1 oder die Bietergemeinschaft Mediaprint/RTL) die ohnehin hohe Medienkonzentration in Österreich weiter steigen würde.

Der Kartellrechtsexperte Günter Bauer, Rechtsanwalt in der Großkanzlei Wolf Theiss, sagt wiederum zur „Presse“, die Wettbewerbsbehörde habe sich „viel Mühe gemacht, um die Medienvielfalt zu schützen“. Er fragt sich aber, ob die Behörde wirklich alles über den österreichischen TV-Markt weiß, das Zweifel an der Genehmigungsfähigkeit des Erwerbs durch ProSiebenSat1 auslösen wird. Zudem würde in dem veröffentlichten Auflagenpapier suggeriert werden, dass es sich bei dem Zusammenschluss um eine Sanierungsfusion handelt. Dies sei aber nicht der Fall. Eine Sanierungsfusion liegt vor, wenn es nur einen ernsthaften Interessenten für ein Unternehmen gibt. An ATV haben nun aber schon mehrere Medienunternehmen ihr Interesse angemeldet, darunter auch RTL und die Mediaprint (vertreten durch die Eigentümer: Familie Dichand, die Funke-Gruppe und Raiffeisen) sowie „Österreich“-Gründer Wolfgang Fellner.

Kaum Regeln für den Werbemarkt

Geht ATV an ProSiebenSat1Puls4, dann muss die deutsche Sendergruppe einige Auflagen erfüllen. Die bisher bekannt gewordenen Bestimmungen sind sehr mild, vor allem im Bereich des Werbemarktes. Nur der dürre Satz „ATV kann weiterhin eigenständig gebucht werden“ schaffte es in das Behördenpapier. Kein Wort steht da über Rabatte oder Regeln zu crossmedialer Werbung. Fakt ist aber, dass ProSiebenSat1Puls4 mit ATV im Werbemarkt einen Marktanteil von über 42 Prozent haben wird, der ORF nur 30 Prozent. Wobei diese Zahlen nur Bruttowerte sind, da nur diese veröffentlicht werden. Insider sagen allerdings, die Netto-Zahlen würden ein anderes Kräfteverhältnis zeichnen. Eines, das den Privatsender weniger stark aussehen lassen würde.

Viele in der Branche hoffen, dass die Auflagen für den neuen Eigentümer schärfer werden. Und dass die Behörde mehr Mut zu kreativeren Lösungen entwickelt. So könnten ATV und der 2011 gegründeten Ableger, ATV 2, getrennt voneinander veräußert werden. Damit wäre ein weiterer Wettbewerber auf dem Markt geschaffen. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.