Franken-"Tatort": Wenn die Flüchtlingsunterkunft brennt

ARD
  • Drucken

Im dritten "Tatort" aus Nordbayern mit dem Titel „Am Ende geht man nackt“ ermittelt der charmante Hauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) undercover in einer Flüchtlingsunterkunft in Bamberg.

Unsere Wertung für diesen "Tatort"

7 von 10 Punkten

Worum geht’s in „Am Ende geht man nackt“?

In der Küche einer Flüchtlingsunterkunft in Bamberg wird gekocht, gesungen und getanzt, die Stimmung ist ausgelassen. Dann steht plötzlich alles in Flammen. Eine junge Frau stirbt, weil sie eingeschlossen ist. Hat sie jemand daran gehindert zu flüchten? Während Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Ringelhahn) nach dem Brandanschlag die Ermittlungen aufnimmt, schleicht sich ihr Kollege Felix Voss (Fabian Hinrichs) getarnt als tschetschenischer Flüchtling in die Unterkunft ein – schließlich will dort sonst keiner mit der Polizei reden. Bald schließt er Freundschaft mit dem sensiblen 16-jährigen Syrer Basem (Mohamed Issa) und nähert sich dem schmierigen Said Gashi (Yasin el Harrouk) an, der unter den Flüchtlingen das Sagen hat.

Worum geht’s wirklich?

Wie meistens ums Geld. Und darum, wie Deutsche und Flüchtlinge sich einander annähern, einander ausnutzen und aneinander geraten. Die neu Angekommen freuen sich für "bis zu 1000 Euro bar auf die Hand" bei den "Putzengeln" schuften zu können. Die schon etwas länger da sind resignieren, sobald sie merken, wie viel der Familiennachzug kosten würde. Und wieder andere wollen sich als Kleinkriminelle ihr Stück vom Kuchen holen. Auch Konflikte in der Unterkunft werden angedeutet. „Hier keine Juden und Christen“, bekommt Hauptkommissar Voss zu hören, als er nach einem freien Bett in der maroden Halle sucht.

Was gefällt?

Wie das Leben in und um die Flüchtlingsunterkunft illustriert wird: Voll gepackte Kleiderlager. Reiche Gattinnen, die Deutschkurse geben. Eine Gruppe junger Männer, die am Badesee (voll bekleidet) mit Dosenbier die Zeit totschlägt, den Blick auf badende Mädchen gerichtet. Ängstliche Anrainer, die Überwachungskameras installieren. Das alles prägt sich ins Gedächtnis – genauso wie das erschütternde Ende der Folge.

Was gefällt noch?

Fabian Hinrichs, wie er als überaus charmanter Hauptkommissar im Präsidium tschetschenische Würste verteilt, behutsam Bekanntschaft mit Flüchtlingen schließt - und später seine Polizeikollegen von einer ganz anderen Seite kennenlernt. Überzeugend ist auch Yasin el Harrouk als Macho und Rädelsführer Said Gashi, der von seinen Untergebenen „deutsche Pünktlichkeit“ erwartet.

Woran hakt's?

Wer sich eine klassische Krimi-Handlung mit Spannungsbogen erwartet, wird enttäuscht sein. Mehr stört aber, dass Regisseur Markus Imboden auf zu vielen Hochzeiten tanzt: vom gierigen Baulöwen bis zur die Affäre zwischen einem Deutschen und einer Geflüchteten werden allerhand Themen angeschnitten. Dabei wäre vor allem die soziale Dynamik in der Flüchtlingsunterkunft interessant gewesen. Und manchmal gibt es dann doch ein bisschen zu viel Klischee auf einmal.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tatort: Kopper
TV-Kritik

"Tatort" Ludwigshafen: Abschied von Kommissar Kopper

Nach 21 Jahren und insgesamt 57 Fällen muss Kommissar Mario Kopper gehen. Wie er aber in seinen Abgang stolpert, ist enttäuschend.
Der wueste Gobi
TV-Kritik

"Tatort" Weimar: Strickhöschen und Buchstabensuppe

Wegen der kaputten Heizung gehen die Kommissare Lessing und Dorn in diesem "Tatort" auf Kuschelkurs. Wird aber nichts: "Der wüste Gobi", ein Psychopath und mutmaßlicher Frauenmörder, hält sie auf Trab.
Tatort
TV-Kritik

"Tatort" Hamburg: Falke und der "Westentaschen-Goebbels"

In diesem "Tatort" steht der Rechtspopulismus im Fadenkreuz. In "Dunkle Zeiten" gibt nicht nur Kommissar Thorsten Falke ein politisches Statement ab - kurz steht sogar Donald Trump im Fadenkreuz.
Tatort
TV-Kritik

"Tatort" Berlin: Hier stinkt's nach Tod und U-Bahn

Die Kommissare Rubin und Karow fahnden in der thematisch vollgestopften "Tatort"-Episode "Dein Name sei Harbinger" nach einem Serienmörder. Als Kulisse dient die Berliner U-Bahn. Spooky.
Tatort
TV-Kritik

"Tatort" Hamburg: „Öko-Nazis“ und Prügelkinder

In „Böser Boden“ ermitteln die „Tatort“-Kommissare Falke und Grosz im Fracking- und im Umweltschützer-Milieu. Hier weiß man nicht, wer davon furchterregender ist.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.