"Welt Ahoi": Pfefferoni statt Guglhupf

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Einem Teil der Ö1-Gemeinde stößt das neue Format „Welt Ahoi“ sauer auf - für Noch-Chef Alfred Treiber ein "Imagegewinn" und "wunderbar". Ab Jänner 2010 gibt's noch mehr Neues on Air.

Heftig wie noch nie haben die Hörer von Ö1 auf die erste Ausgabe der neuen Satiresendung „Welt Ahoi“ am Sonntag reagiert. Senderchef Alfred Treiber findet das aber „wunderbar“. „Wir haben uns einen hohen Grad an Aufmerksamkeit gewünscht – und bekommen. Was wir da machen, ist sehr weit weg vom Angestaubten. Ein Imagegewinn“, meint er im Gespräch mit der „Presse“. Es gehe darum, neue und vor allem auch jüngere Hörerschichten zu erschließen – und hier sei eine Sendung wie „Welt Ahoi“, die im Übrigen nicht immer so provokant daherkommen werde wie in ihrer ersten Ausgabe, ideal.

„Es gibt deutliche Unterschiede in den Reaktionen im Internet zu jenen laut Telefonprotokoll.“ Am Telefon sei so manche Stammhörerin sogar ordinär geworden – „dabei“, gibt Treiber zu bedenken: „Fäkalisch war die Sendung in keiner Weise.“ Die vorwiegend Jüngeren hingegen, die sich im Internet geäußert haben, „konterkarieren die beharrende Meinung“. Also auch viel Lob. Man sei es vom „Guglhupf“ eben gewohnt gewesen, dass sich die Protagonisten „bei Kaffee und Kuchen, in Filzpatschen und Morgenmantel zusammensetzen und so tun, als wären sie kritisch“, sagt Treiber. „Jetzt kommen Rüpel rein und essen Pfefferoni.“

Ö1-Nachmittag wird umgestaltet

Ab 4.Jänner gibt's noch mehr Neuerungen. Dann nämlich wird das vom Stiftungsrat diese Woche abgesegnete neue Sendeschema wirksam. Wichtigste Änderung: Der Nachmittag wird komplett umgestaltet. Kernstück ist eine „Da Capo“-Leiste mit Wiederholungen, wochentags ab 16Uhr: Am Montag gibt es ein Wiederhören mit der Sendung „Hörbilder“, am Dienstag mit dem Reisemagazin „Ambiente“. Am Mittwoch wird „Kontext“ wiederholt, danach folgt der „Radiodoktor“. Donnerstags sind die „Tonspuren“ nochmals zu hören (deren Erstausstrahlung auf Montag, 21Uhr, verschoben wird), dann folgt das Filmmagazin „Synchron“, das künftig wöchentlich ausgestrahlt wird. „Sechzig Prozent unserer Hörer wünschen sich mehr Wiederholungen“, argumentiert Treiber die Entscheidung.

Von 14.40 bis 15Uhr wird dann Montag bis Freitag „Moment – Leben heute“ gesendet. Bisher lief von 15.05 bis 16.30 Uhr die Musikleiste „Apropos Musik“. Die habe sich laut Radiotest aber nicht optimal ins Sendeschema eingefügt und sei, so Treiber, für diesen Sendeplatz „zu lang“ gewesen. Sie wird künftig nur noch bis 16Uhr dauern. Auch das Kulturjournal muss dem „Da capo“ Platz machen – es wird direkt nach dem „Journal um fünf“ um 17.09 Uhr gesendet.

Die Reihe „Ganz Ich – Wohlfühlen in Ö1“ soll teilweise in „Moment – Leben heute“ aufgehen und erhält einen Sendeplatz am Sonntag von 16.30 bis 17Uhr. Kritik an dieser Entscheidung lässt Treiber nicht gelten: „Nur ein Viertel der Sendungen beschäftigen sich mit wirklichen Gesundheitsthemen. Dafür werden hier auch die Glatze, das Lieblingsbuch oder der Mops thematisiert. Die Sendung hat mit Gesundheit überwiegend nichts zu tun“, so sein Urteil.

Treiber bekennt sich aber auch zu einem zweiten Motiv: „Wenn wir eine Sendung innerhalb von 72Stunden wiederholen ist das kostenfrei.“ Gespart werden muss auch beim öffentlich-rechtlichen Vorzeigeradio. Eine Million Euro sollen 2010 weniger ausgegeben werden. Dazu werden 70 Mitarbeiter in der gesamten Hörfunkdirektion abgebaut und man sei „gut unterwegs“, diese Vorgabe auch einzuhalten. Die Pensionierungswelle macht auch vor Treiber selbst nicht halt. „Ich gehe Ende Juni 2010 in Pension“, sagt Treiber – er ist Jahrgang 1944. Wer ihm nachfolgen wird? „Keine Ahnung. Der Generaldirektor hüllt sich in Schweigen. Ich hoffe aber, dass es keine politischen Tauschgeschäfte gibt.“

NEU AUF Ö1

„Welt Ahoi“ erreichte beim Sendestart am 1.11. einen hohen Grad an Aufmerksamkeit. Weitere Folgen je sonntags um 9. 30 Uhr.

Das neue Sendeschema ab Jänner bietet – auf Hörerwunsch – Wiederholungen vieler aktuellen Sendungen der jeweiligen Woche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.