FM4 reagiert auf Kritik an Armin Wolf mit Comedyfigur

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"Armin Lammfromm" stellt in der FM4 Morning Show "angenehme" Fragen à la "Warum sind Sie so beliebt?". Im Internet wird diskutiert, was ein adäquater Interviewstil eines Journalisten sein soll.

Die kalten Temperaturen des Oster-Wochenendes mögen vorüber sein, zwischen ORF-Vizedirektor Thomas Prantner und ORF-Anchorman Armin Wolf herrscht Eiszeit. In einem "Profil"-Interview sagte Prantner, es sei "unzumutbar, wenn das TV-Studio wie ein Verhörraum oder eine Anklagebank wirkt". Gefallen sind diese harten Worte nachdem der mittlerweile ehemalige Landeshauptmann Niederösterreichs Erwin Pröll bei Armin Wolf in der "Zeit im Bild 2" zu Gast war. Seitdem ist in den sozialen Medien eine Diskussion entfacht, wie ein adäquat-"harter" Interviewstil eines Journalisten sein sollte. Redakteure, auch außerhalb des ORF, haben sich auf Twitter hinter Wolf gestellt.

Die Morning-Show-Redaktion von FM4, des Jugendsenders des ORF, unterstützt Wolf indirekt - mit einem Comedyformat. "Armin Lammfromm stellt die Fragen, die Politiker gerne hören wollen", heißt es und wurde am Dienstagfrüh gesendet.

Fragen wie "Warum glauben Sie, sind Sie so beliebt?"

"Alle Fragen werden vier Wochen vor dem Interview an die Interviewgäste geschickt, damit kommen sie auch ganz sicher ungeschoren davon", wird der Beitrag ironisch eingeleitet. US-Präsident Trump findet Armin Lammfromm "huge", heißt es darin weiters. Schließlich stellt der auch stimmlich an Wolf erinnernde Armin Lammfromm eine ganze Reihe an (Suggestiv-)Fragen:

  • Warum glauben Sie, sind Sie so beliebt?
  • Liegen Ihnen Kinder und Tiere am Herzen?
  • Sie gelten als größtes politisches Talent seit Bruno Kreisky. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
  • Ihr Haar sitzt immer perfekt - wer ist Ihr Friseur?

Bei FM4 heißt es, die Idee zu der neuen Rubrik stamme von Paul Pant, der seit kurzem Teil des Morning-Show-Teams ist. Der Einfall war wohl eher spontan und als einmaliges Comedy-Element gedacht, "Armin Lammfromm" ließe sich aber einfach zur Serie ausbauen.

Auch in Deutschland Thema

Auch die "Süddeutsche Zeitung" hat die Causa Wolf in der Dienstagausgabe thematisiert. Wien-Korrepondentin Cathrin Kahlweit schreibt: "Wenn man in Parteinzentralen und in den ORF hineinhorcht, hört man unzählige Geschichten von empörten Politikern aller Parteien, die sich beim Sender beschweren, weil sie sich nicht positiv genug darstellen können. Man könnte nun (zu Recht) meinen, das sei ein Indiz für gute journalistische Arbeit. Aber der designierte Wellenchef, SPÖ-Mann Roland Brunhofer, vergleicht diese straff geführten Interviews, die im Unterricht an Journalistenschulen als vorbildliche Beispiele gezeigt werden, gern schon mal mit 'Hinrichtungen'."

Brunhofer, der bis Ende 2016 das Salzburger Landesstudio dirigiert hat, wird seit Wochen als neuer Channel Manager für ORF 2 genannt, wovor vor allem das manchen zu mächtig erscheinende "Zeit im Bild"-Gespann Fritz Dittlbacher, Dieter Bornemann und Wolf warnt. Er sitzt gemeinsam mit Prantner in einer sogenannten Transformer-Gruppe, die die ORF-Strukturen auf Effizienz und Einsparungspotenzale durchforstet. Dem "Kurier" zufolge soll Prantnters Interview mit Wrabetz abgestimmt gewesen sein.

Auch der deutsche Branchendienst Meedia berichtete am Dienstag über die ORF-internen Streitigkeiten.

>> FM4 Morning Show

(Red.)

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