Concordia-Preise: Journalist aus Türkei an Einreise gehindert

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Die österreichischen Behörden hätten "begründete Zweifel am Wahrheitsgehalt des Inhaltes der vorgelegten Belege und an der Glaubwürdigkeit der Angaben des Antragstellers" gehegt.

Die Verleihung des Concordia-Preises in der Kategorie Pressefreiheit am Mittwoch ist zu einem eindringlichen Solidaritätsakt für bedrohte türkische Journalisten geworden. Die Auszeichnung ging heuer an jene Medienschaffenden, die in der Türkei inhaftiert sind. Laute Unmutsbekundungen gab es für die österreichische Vertretung in der Türkei, weil ein Journalist nicht zum Festakt reisen konnte.

"Pfui"-Rufe erschallten aus dem Publikum im Sitzungssaal des Nationalrats, als "Standard"-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid - in ihrer Rolle als Laudatorin - aus dem Schriftverkehr mit den Behörden vorlas. Diese hätten "begründete Zweifel am Wahrheitsgehalt des Inhaltes der vorgelegten Belege und an der Glaubwürdigkeit der Angaben des Antragstellers" gehegt.

Antrag "zurückgezogen"

Eine "Ungeheuerlichkeit", so Föderl-Schmid, die auch die Stellungnahme des Außenministeriums in der Causa kritisierte: Dass Formulierungen, wie sie von der Vertretung verwendet wurden, durch gesetzliche Vorgaben gedeckt sind, wolle sie nicht glauben. Ismail Eskin habe schließlich seinen Antrag zurückgezogen - wäre dieser nämlich abgelehnt worden, hätte dies eine Speicherung im Schengen-Informationssystem für zehn Jahre bedeutet. All das "erinnert mich an längst vergangene Zeiten", so Föderl-Schmid. "Wie dieser Fall zeigt, geht Pressefreiheit uns alle an."

Das Preisgeld in der Höhe von 4.000 Euro wird an einen Fonds zur Unterstützung der Inhaftierten und deren Familien übergeben. Über 160 sitzen laut Güven derzeit im Gefängnis. Der Presseclub Concordia legte bei der Feier eine Broschüre mit Informationen über sie auf - damit man nicht nur über Zahlen rede, sondern über die Menschen und ihre Geschichten, so der Presseclub Concordia.

Huemer warnt vor einer "Bedrohung" des ORF

Der Preis in der Kategorie Menschenrechte wurde am Mittwochabend an Edith Meinhart ("profil") überreicht. Laudatorin Elfriede Hammerl würdigte ihren "kritischen, wachen Geist". Der langjährige ORF-Publizist Peter Huemer nutzte seinen Lebenswerk-Preis für Warnungen vor einer "Bedrohung" des ORF.

Bezug nehmend auf die jüngste Debatte über "Zeit im Bild 2"-Frontmann Armin Wolf und Aussagen wie etwa von ORF-Onlinechef Thomas Prantner (Stichwort "Verhörraum") fand es Huemer "erstaunlich, wenn Angestellte öffentlich so über das Programm ihres Hauses reden". Diese "Attacken gegen kritischen Journalismus" aus dem eigenen Haus seien mehr als befremdlich und als Alarmsignal "nicht auf die leichte Schulter zu nehmen". Denn üblicherweise komme derartige Kritik ja eher "nur von beleidigten Politikern wie dem ehemaligen niederösterreichischen Landeshauptmann", so Huemers Seitenhieb auf Erwin Prölls Reaktion nach dem "ZiB 2"-Interview im April.

(APA)

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