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ORF-Chef Wrabetz übernimmt die TV-Information

ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz
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Wenige Monate vor der Nationalratswahl wandert die Zuständigkeit für die TV-Information zu ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Der Umbau des Standortes könnte sich um Jahre verzögern.

Per E-Mail hat ORF-General Alexander Wrabetz am Dienstag Mitarbeiter der TV-Information davon informiert, dass sie ab sofort ihm unterstellt sind. Damit ist Fernsehdirektorin Kathrin Zechner entmachtet, der ORF-Generaldirektor hat wenige Monate vor der Nationalratswahl vollen Durchgriff auf die besonders sensible TV-Information.

Es war das erklärte Ziel von Wrabetz bei seiner Wiederwahl: Die TV-Information sollte dem ORF-General unterstellt werden. Die monatelang vorbereiteten Strukturveränderungen zielten darauf ab - nur umgesetzt hat er diese bis dato noch nicht. Jetzt übernimmt er die Zuständigkeit in der TV-Information ohne den großflächigen strukturellen Umbau (für den er von den ORF-Stiftungsräten gewählt wurde). Die TV-Info ist das Herzstück des öffentlich-rechtlichen Rundfunks - und der Bereich, wo Begehrlichkeiten und Animositäten besonders groß sind.

ORF-Standort: Umbau könnte sich "um Jahre verzögern"

Alexander Wrabetz hat am Dienstag außerdem einen ernüchternden Status-Report zum Standort-Projekt am Küniglberg abgeliefert. Es bestehe die Gefahr, "dass sich das um Jahre verzögern könnte", berichtete er dem Publikumsrat. Gründe seien vor allem die Blockadehaltung des Bezirks und der Anrainer. Ein "Fass ohne Boden" sei der Umbau aber nicht, versicherte er.

Als es um die Entscheidung pro oder kontra Küniglberg gegangen sei, hätten "der gesamte Bezirk, die Wirtschaft, alle Parteien sinngemäß und sogar wörtlich gesagt, sie werden sich anketten, dass der ORF an diesem Standort bleibt", blickte Wrabetz zurück. Nun gebe es einen einstimmigen Bezirksbeschluss gegen das Projekt "mit fast fadenscheinigen Dingen". Somit rücke auch ein Gemeinderatsbeschluss in weite Ferne. "Es gibt sehr erfahrene Baumanager, die sagen: Wer weiß, ob das überhaupt kommt vor der Wahl. Aber nicht vor der nächsten Nationalratswahl, sondern der nächsten Gemeinderatswahl." Die ist regulär für 2020 angesetzt.

Die "sehr kaufkräftige Klientel als Anrainer" in Hietzing habe zudem drei Anwälte engagiert, "bevor wir überhaupt die Baubewilligung eingereicht haben", und die seien "Verzögerungsexperten", so der ORF-Generaldirektor. "Ich will ihnen nicht mein Arbeitsleid klagen", versicherte er den Publikumsräten. "Die Frage ist aber: Wenn sich das um Jahre verzögern könnte, in welcher Form realisiert man ein Newsroom-Konzept, das für 2020, 2021 geplant war und vielleicht erst 2026 kommt." Immerhin werde der "Kern des Newsrooms" durch die Übersiedlung von ORF Online im Sommer umgesetzt. Die Onliner werden sich eine Etage im mit ORF eins teilen.n

"Wir verblasen hier auch kein Geld", beteuerte Wrabetz aber. Die Renovierung des Hauptgebäudes sei mit "knapp über 60 Millionen Euro" um 15 Prozent teurer geworden, auch, weil man "in manchen Bereichen die Kosten zu niedrig geschätzt" habe. Das sei "bedauerlich", aber "kein Fass ohne Boden".

Inhalte länger als sieben Tage in der TVthek

Der Publikumsrat verabschiedete am Dienstag eine Resolution, dass der ORF seine Inhalte länger als sieben Tage in der TVthek zur Verfügung stellen darf. Begründet wird das Ansinnen mit "der sich durch die Digitalisierung verändernden Medien- und Kommunikationslandschaft und der stark wachsenden Bedeutung von Streaming-Diensten". Die Sieben-Tage-Grenze ist im ORF-Gesetz verankert. Beim ORF rennt man damit offene Türen ein: Wrabetz präsentierte den Räten eine Umfrage, wonach die Österreicher unter anderem einen Ausbau der Online-Angebote wichtig fänden.

Ebenfalls ein Wunsch des Publikumsrats: Die Etablierung eines "ORF-Kinderprogrammarchivs" in der TVthek. Auch das eine Initiative, die Wrabetz begrüßte, "wenn man sieht, wie sehr der Kleinkinderkonsum ins Nonlineare geht".

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