Serie: Der herzensgute Comedian

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„Crashing“, produziert von Komödienspezialist Judd Apatow, zeigt die bitteren Seiten des Lebens eines Stand-up-Comedians in New York.

Für den kreativen Erfolg von Serien scheint es ein Patentrezept zu geben, das so simpel ist, dass es in drei Zeitungszeilen passt: Man engagiere einen Comedian, stelle ihn vor die Kamera und lasse ihn sein eigenes Leben spielen. Da wäre etwa „Louie“ – entwickelt, geschrieben und produziert von Louis C. K., dessen Grenzen auslotende Shows übrigens auf Netflix zu sehen sind und der in der Serie einen geschiedenen Vater zweier Töchter in New York verkörpert, also sich selbst. Oder der bitter-komische Sechsteiler „One Mississippi“ von Tig Notaro über ihre Rückkehr in die Heimatstadt, der zum Besten gehört, was Amazon je in Auftrag gegeben hat.

Sky zeigt nun eine weitere Serie, die auf diesem Prinzip fußt: „Crashing“ – nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Serie von Phoebe Waller-Bridge – wurde von Pete Holmes entwickelt und geschrieben, ein hierzulande kaum bekannter Name. Dafür ist Produzent Judd Apatow ein Begriff: Er hat als Schreiber, Regisseur oder Produzent u. a. „Bridesmaids“, „Love“ und „Girls“ verantwortet und ist ein Garant für einen so genauen wie liebevollen Blick auf die Unzulänglichkeit der menschlichen Spezies in Liebes- und anderen Dingen.

Ein Gastauftritt von Sarah Silverman

Von Judd Apatow wissen wir, dass ihm kein Fettnäpfchen zu klein oder abwegig ist, als dass nicht doch eine der Figuren hineinstolpern könnte. Zumindest die erste Folge von „Crashing“ funktioniert genau so: Pete, der aus der Provinz stammende kreuzbrave Möchtegern-Comedian, macht gerade, weil er so brav und gutgläubig ist, alles falsch, was man falsch machen kann – und ihm widerfährt an einem Tag mehr Elend, als sonst in einen Monat passt: Innerhalb von 24 Stunden erwischt er seine Ehefrau in flagranti mit einem schrägen Tätowierten, versagt bei seinem ersten Auftritt auf der großen Bühne, erwischt seine Ehefrau ein zweites Mal mit dem schrägen Tätowierten, schrottet sein Auto – und wird in der U-Bahn überfallen. Von einem Obdachlosen, dem sogar der übergewichtige und kurzatmige Comedian Artie Lange problemlos davonläuft. Was Artie Lange so dauert, dass er den armen Pete bei sich auf dem Sofa übernachten lässt. Daher der Titel der Serie, „Crashing“: Der aus dem trauten Heim geworfene Pete findet bei verschiedenen Comedians Unterschlupf, und alle spielen sich selbst, darunter auch Sarah Silverman.

Zum Glück nimmt Pete Holmes nach dem Piloten Tempo heraus – schon in der zweiten Folge gibt es nur noch einen Unfall mit Pfefferspray. Hier zeigt er auch, was er kann: Pete begleitet den drogenabhängigen Artie zu einem Auftritt – er soll mit allen Mitteln verhindern, dass er abstürzt. Und er nimmt seine Aufgabe ernst, sehr ernst, so peinlich es auch wird, selbst wenn dazu gehört, eine Frau, die vor Arties Nase mit einem Päckchen Kokain herumwedelt, quasi zu entführen. Wobei sich Pete noch als Entführer ritterlich gibt. Doch siehe da: Seine Freundlichkeit, seine moralische Integrität werden nicht belohnt. Sie werden nicht einmal geschätzt: Die ganze Bitterkeit des braven Lebens in einer einzigen Szene.

Sky zeigt die von HBO produzierte Serie „Crashing“ seit 18. Juli, neue Folgen jeden Dienstag.

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