Einer der mächtigsten Medienjobs des Landes wird in den kommenden Tagen vergeben. Die für Medien zuständige Geschäftsführung der RTR-GmbH. Vergangene Woche fanden die Hearings der 21 Kandidaten statt, Medienminister Drozda (SPÖ) muss nun entscheiden.
Die Personalentscheidung ist überfällig. Seit 1. Juli ist die Stelle des für Medien zuständigen Geschäftsführers der Rundfunk- und Telekom Regulierungs-GmbH vakant. Alfred Grinschgl, in dieser Funktion seit der Gründung 2001 und in dieser langen Zeit zum personifizierten „Mr. RTR“ geworden, hat zwar schon offiziell Abschied gefeiert, seinen Pensionsantritt dann aber um sechs Wochen nach hinten verlegt, weil die Nachfolge noch offen ist. Spätestens mit 15. August aber soll der oder die Neue sein Büro in der Mariahilfer Straße beziehen. Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) muss in den kommenden Tagen also eine der wichtigsten Personalentscheidungen im öffentlichen Medienbereich treffen.
Denn die RTR ist einerseits die Geschäftsstelle der Medienregulierungsbehörde KommAustria, die unter anderem den ORF kontrolliert. Zusätzlich hat sie selbst einige wichtige Aufgaben, schüttet etwa jährlich rund 32 Millionen Euro an Förderungen an öffentlich-rechtliche wie private Rundfunkunternehmen aus. Für den Chefposten des Bereiches Medien (es gibt auch eine zweite Geschäftsführungs-Position für den Fachbereich Telekommunikation und Post) wird nun laut Ausschreibung jemand gesucht mit: "einschlägiger Berufserfahrung in leitender Funktion in der öffentlichen Verwaltung", "allenfalls auch in einem zumindest mittelständischen Unternehmen". Voraussetzungen sind zudem "gute Kenntnisse des österreichischen Medienmarkts, des Medien- und des Regulierungsrechts", "Erfahrungen im Förderwesen", "Kenntnis von bzw. Erfahrung mit modernen Kommunikationstechnologien" oder "kaufmännische Erfahrung und betriebswirtschaftliche Kenntnisse".
Fünf Jahre befristet, 200.000 Euro
Für die auf fünf Jahre befristete Leitung der RTR-Medien-Bereichs, die zuletzt mit einem Jahresbruttogehalt von 200.000 Euro entlohnt wurde, haben sich 21 Personen beworben. Vergangene Woche fanden im Bundeskanzleramt die Hearings der Kandidaten vor einer Kommission statt. Drozda entscheidet auf Basis eines Gutachtens dieser Kommission.
In der Branche hielt sich lang und lang vor Bewerbungsschluss und Bekanntgabe der Hearingtermine das Gerücht, es sei so gut wie sicher, Oliver Stribl werde der neue RTR-Medienregulierer. Der ehemalige Chef des Presseinformationsdienstes der Stadt Wien (PID), der seit 2015 Herausgeber und Geschäftsführer des Branchenverlags Manstein („Horizont“) ist, hat offenbar für viele als Kandidat gegolten, der dem Kanzleramt gut passen würde. Ähnlich lange hieß es davor, Michael Wimmer, der Büroleiter von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, habe gute Chancen auf den RTR-Medien-Posten. Doch schlussendlich hat sich der ehemalige Pressereferent der früheren Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und ehemalige ÖBB-Pressesprecher dann gar nicht beworben.
In der Zwischenzeit hat sich das Kandidatenfeld ordentlich erweitert. Mit Corinna Drum, der Geschäftsführerin des Privatsenderverbands VÖP, hat sich auch eine Frau beworben, die den langjährigen Blick aus der Praxis aus Sicht der Privatsender mitbringt. Eine Bewerbung eingereicht haben außerdem Sebastian Loudon, Stribls Vorgänger im Manstein Verlag und seit 2015 Österreich-Geschäftsführer der deutschen Wochenzeitung „ Die Zeit“, der frühere TV-Produzent Andreas Hruza, der schon bisher einen Fachbeirat der RTR geführt hat, und Florian Philapitsch, ein erfahrener Jurist, der bis Herbst Vizevorsitzender der KommAustria war und ebenso viel juristische Expertise in den Job einbringen würde. Die Entscheidung des Ministers wird mit Ende Juli erwartet.
In einer früheren Version dieses Textes stand irrtümlich, auch Susanne Lackner, die Vize-Vorsitzende der KommAustria, habe sich ebenfalls um die RTR-Geschäftsführung beworben. Dies stimmt nicht, wir bedauern den Irrtum.
(awa)