Zensur: BBC zieht sich aus Myanmar zurück

Activists and protesters take part in a rally in support of Myanmar´s Rohingya during one of the deadliest bouts of violence involving the Muslim minority in decades, in Jakarta, Indonesia
Activists and protesters take part in a rally in support of Myanmar´s Rohingya during one of the deadliest bouts of violence involving the Muslim minority in decades, in Jakarta, Indonesia(c) REUTERS (DARREN WHITESIDE)
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Die BBC beendet die Zusammenarbeit mit einem myanmarischen TV-Sender nach staatlichen Zensurversuchen zur TV-Berichterstattung über die Rohingya-Minderheit.

Aus Protest gegen staatliche Zensurversuche hat die britische BBC ihre Nachrichten-Zusammenarbeit mit einem TV-Sender in Myanmar aufgekündigt. Die BBC könne "Zensur und Einmischung" nicht tolerieren, weil dadurch das Vertrauen des Publikums Schaden nehme, teilte die britische Rundfunkanstalt am Montag mit.

Von der Kündigung betroffen ist die tägliche birmanischsprachige Nachrichtensendung, die die BBC seit 2014 für den myanmarischen Sender MNTV produziert hatte. Sie hatte täglich 3,7 Millionen Zuschauer. Nähere Details zu der beanstandeten Zensur nannte die BBC nicht.

"Bengalis" statt "Rohingya" erwünscht

Auf birmanischer Seite war zu hören, dass die staatlichen Eingriffe die Berichterstattung über die muslimische Rohingya-Minderheit betrafen, die in Myanmar verfolgt und vertrieben wird. Der Sender MNTV erklärte, die BBC habe Berichte mit Worten ausgestrahlt, deren Nutzung "von der Regierung beschränkt wird". Ein Mitarbeiter des Senders sagte, dabei handele es sich vor allem um das Wort "Rohingya".

Die myanmarische Regierung und die meisten Medien bezeichnen die Rohingya als "Bengalis". Damit geben sie der Regierungslinie Ausdruck, der zufolge es sich bei der muslimischen Minderheit um illegale muslimische Einwanderer aus dem Nachbarland Bangladesch handle - obwohl viele Rohingya schon seit vielen Generationen in Myanmar leben.

Der Rückzug der BBC ist ein weiterer Rückschlag für die Hoffnung, dass sich Myanmar nach dem Ende der Militärherrschaft zu einem Land mit echter Pressefreiheit entwickelt. Zuletzt stieg die Zahl von Verleumdungsklagen gegen kritische Journalisten, Satiriker und Aktivisten deutlich an.

Während ihrer langen Inhaftierung zur Zeit der Militärherrschaft hatte sich die Friedensnobelpreisträgerin und heutige De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi nach eigenen Angaben vor allem über das BBC-Radioprogramm auf dem Laufenden gehalten. Inzwischen wächst die Kritik an ihr, weil sie zu den Vorgängen in ihrem Land weitgehend schweigt.

(APA)

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