Medientage

Medientage: "Sind keine Konferenz der Männer"

Wer nimmt am Podiumstisch Platz? Symbolbild.
Wer nimmt am Podiumstisch Platz? Symbolbild.Imago/photothek/Thomas Imo/photothek.net
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Am Mittwoch starten die 24. Medientage in Wien. "Horizont"-Chefredakteurin Marlene Auer erklärt, was die Branche heuer zu erwarten hat und reagiert auf die Kritik, es seien zu wenige Frauen als Vortragende eingeladen.

Am Mittwoch beginnen die "Medientage". Sie sind als Chefredakteurin des "Horizont" eine der Gastgeberinnen dieser Konferenz. Was wird diesmal anders werden?

Einerseits finden die Medientage heuer an einer neuen Location, dem Erste Campus, statt. Wie jedes Jahr werden aktuelle Themen der Branche diskutiert – etwa die Entwicklung von Print, Fernsehen, Radio und Werbung. Aber wir versuchen auch, die Verschränkungen von Medien und neuen Technologien, von Datamining und Datenschutz in den Vordergrund zu rücken – letzteres auch vor dem Hintergrund, dass 2018 die neue Datenschutzgrundverordnung und wohl auch die e-privacy-Verordnung in Kraft tritt. Technologie treibt heute Medien, das ist ein wesentlicher Aspekt bei den Medientagen.

Seit einigen Tagen regt sich Kritik, dass zu wenige Frauen als Vortragende eingeladen wurden. Von 118 Podiumsgästen sind nur 21 weiblich. Wie kommt das?

Der Kongress richtet sich an das Fachpublikum von Medienhäusern, Agenturen und Marketing. Am Podium diskutieren Vertreter aus den Führungsetagen aus diesen Bereichen, die Eröffnungskeynote hält im Übrigen Anke Schäferkordt von RTL. Eine Top-Frau aus dem Medienbereich.

Der "Falter" nennt die Medientage "die Konferenz der Männer". Ist sie das? 

Nein, es ist keine „Konferenz der Männer“, sondern – leider noch – ein Spiegel der Hierarchien in der Medien- und Kommunikationslandschaft. Unser aller gemeinsames Ziel muss sein, das Verhältnis Männer zu Frauen in Führungspositionen zu verändern. Dazu braucht es Diskurs. Der Anteil an weiblichen Chefredakteuren in Österreich ist extrem gering. Das muss sich ändern. Ich zähle zu diesen wenigen und bin übrigens auch die erste Frau als Chefredakteurin bei "Horizont". Das ist ein Zeichen.

Nehmen Sie die Kritik ernst oder nervt die manchmal aus Sicht der Organisatoren?

Wir nehmen jedes Feedback auf, und sehen es als Anregung für die künftige Programmplanung.

Wer stellt das Programm zusammen?

Ein Team des Manstein Verlags, bestehend aus Vertretern des redaktionellen Bereichs sowie der Eventplanung.

Marlene Auer ist Chefredakteurin des "Horizont".
Marlene Auer ist Chefredakteurin des "Horizont". Ian Ehm

Die Zahl überrascht auch, weil der Journalismus ein zunehmend weiblicher Beruf wird, der Frauentanteil betrug schon vor einigen Jahren rund 40 Prozent, in den Führungsetagen setzt sich das nur langsam durch. Sie sprechen viel mit Entscheidungsträgern der Branche. Haben Sie eine Erklärung, woran das liegt?

Nein, aber ich habe das Gefühl, dass das Bewusstsein für mehr Frauen in Führungspositionen wächst. Es ist allerdings ein Prozess, der wohl nicht von heute auf morgen geht. Wenn es in den nächsten Jahren mehr Frauen in den Entscheidungsebenen der Unternehmen gibt, dann wird sich das auch bei den Medientagen am Podium abbilden. Wünschenswert wäre es.

Wie schwer ist wirklich, Frauen als Speakerinnen für eine Konferenz zu gewinnen?

Es ist schwierig – zum einen ist es ein statistisches Problem wie schon skizziert, zum anderen haben wir aber allerdings auch noch mehrere weitere Entscheidungsträgerinnen aus Medien und Werbung aus dem deutschsprachigen Raum eingeladen, hier aber aus terminlichen Gründen auch mehrere Absagen bekommen.

Gibt es die Idee, die Panels künftig nicht nur mit sogenannten "Entscheidern" der Branche zu besetzen, wie bisher, sondern etwa auch mit Vize-Entscheidern und darunter - vielleicht finden sich da mehr Frauen.

Jede Konferenz hat ein Zielpublikum und eine Ausrichtung. Sie erwähnten vorhin, dass der Frauenanteil in den Medien steigt – wenn das so bleibt und mehr Frauen zudem in Führungspositionen gelangen, wird sich das also auch auf den Podien abbilden. Die Medientage sind eine Plattform für die Branche, insofern begleitet der Kongress das Thema in seiner Entwicklung.

Kritik gabs auch an einem reinen Frauenpanel zum „neuen weiblichen Entrepreneurship“. Die Frage ist für viele, wieso „neu“?

Das wird die Diskussion ergeben, das kristallisiert sich aus dem Gespräch. Was die Besetzung betrifft, eine Gegenfrage: Was ist dagegen einzuwenden, dass hier nur Frauen diskutieren?

Das Panel wirkt ein bisschen wie die Spielecke für Frauenthemen - und die Kritik bezieht sich vor allem auf den Zusatz "neu" im Zusammenhang mit weiblichem Entrepreneurship.

Es ist sicherlich keine „Spielecke“. Das Podium ist prominent besetzt, mit tollen Frauen aus den Bereichen Medien, Wirtschaft und Unternehmen. Welche Aspekte im Entrepreneurship neu sind, das wird die Diskussion zeigen.

Welcher Medien-Bereich ist aus Sicht eines Branchenmediums gerade besonders spannend? Wohin schauen Sie auf dieser Konferenz und generell in Ihrem Blatt derzeit besonders?

Durch die Digitalisierung verändert sich die Mediennutzung. Klassische Medien wie Fernsehen, Radio oder Print aber auch die Außenwerbung entwickeln sich weiter und erschließen neue Kanäle um ihre Nutzer bestmöglich zu erreichen. Es wird mit neuen Technologien experimentiert, es werden Markenwelten erschaffen. Wir sollten aber einen Fehler nicht begehen: Neue Channels sind keine neuen Medien. Das wird zu oft verwechselt. Es ist spannend, diese Entwicklung zu beobachten, zu analysieren und Schlüsse daraus zu ziehen. Insofern ist das diesjährige Medientage-Motto „Vorwärts schauen“ besonders treffend.

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