Medien

Medientage Wien: Digital-News aus einer „geilen“ Branche

Anke Schaeferkordt RTL bei den Medientagen
Anke Schaeferkordt RTL bei den Medientagen Johannes Brunnbauer
  • Drucken

Am Mittwoch wurden die Medientage Wien mit einer Keynote von RTL-Chefin Anke Schäferkordt eröffnet. Sie fordert: "Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle!"

Viel wurde vor den Medientagen darüber diskutiert, dass zu wenige Frauen auf dem Podium etwas sagen dürfen. Dafür kam zum Auftakt eine, die sich kein Blatt vor den Mund nahm: RTL-Deutschland-Chefin Anke Schäferkordt erklärte in ihrer Keynote, dass "das immer noch 'ne geile Branche ist, in der wir arbeiten".

Dem Medienminister Thomas Drozda (SPÖ), der nach seiner eigenen Rede in der ersten Reihe saß, warf Schäferkordt ihre Forderung "Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle!" vor die Füße. Von Werbebeschränkungen bis Urheberrecht: Was für lineare Inhalte (also klassisches Fernsehen) gelte, müsse auch für non-lineare Anbieter (z. B. Streaming-Plattformen) gelten, forderte sie. Die Digitalisierung habe neue Voraussetzungen geschaffen: "Seit 15 Jahren reden wir über Konvergenz, aber die Politik schafft es nicht, mit dem veränderten Nutzungsverhalten Schritt zu halten."

"Es gibt wahrhaftig TV für Briefmarkensammler"

Der Trend zur Nutzung von Bewegtbild auf dem Smartphone sei für TV-Sender dennoch "eine Riesenchance", so Schäferkordt – auch wenn die Digitalisierung zu mehr Fragmentierung führe: "Egal, wie abstrus Ihr Hobby ist, Sie werden einen Sender dazu finden – es gibt wahrhaftig sogar Fernsehen für Briefmarkensammler". Diese Entwicklung werde sich in Europa noch weiter verschärfen: "In den USA haben die zehn größten Sender nur noch 25 Prozent Marktanteil – in Deutschland sind es noch 65 Prozent." Dazu kommen Amazon, Netflix, Facebook, Apple und Snapchat, die den TV-Anbietern mit Video-Content zunehmend Konkurrenz machen: "Die Inhalteflut wird weiter steigen." Die RTL-Gruppe setzte daher verstärkt auf eigenen Content, "den internationale Player nicht anbieten können". Dass das funktioniert, beweise Vox: Dort sei der mit US-Fiction erzielte Marktanteil im Zeitraum 2010–2016 von 9 auf 6 Prozent gesunken, Eigenproduktionen hätten hingegen von 6,9 auf 8,2 Prozent zugelegt.

Drozda: "Sanktionen gegen jene, die Dominanz ausüben"

Drozda erklärte in seiner Rede, man solle nicht aufhören, in "die Infrastruktur der Demokratie" (= die Medien) zu investieren. In Hinblick auf Facebook, Twitter etc. sprach er sich für "Sanktionen gegen jene, die unzulässig Dominanz ausüben" aus: "Die monopolistische Struktur der sozialen Medien muss man genauso regeln wie den Straßenverkehr da draußen." Den US-Internetriesen sei ihr Beitrag zur demokratischen Gesellschaft "völlig egal" – man sollte sie daher so regulieren, "dass sie unseren Gesellschaften nicht schaden, sondern nützen".

Die Medientage finden am 20. und 21. September im Erste Campus Wien statt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.