Ausgerechnet die aufgeklärte Linke habe den Siegeszug des Postfaktischen bereitet, glaubt die Philosophin Susan Neiman.
Sie habe eine Freundin, erzählt Susan Neiman, die habe ihr ganzes Leben dem Kampf gegen den Rassismus in den USA gewidmet. Ob sie wisse, habe sie diese Freundin unlängst gefragt, dass sie mitgeholfen habe, Donald Trump ins Weiße Haus zu heben?
Neiman, in Georgia geborene Philosophin, Tochter einer Bürgerrechtlerin, die zunächst Bernie Sanders unterstützt und dann Hillary Clinton gewählt hat und aus ihrer eigenen politischen Schlagseite kein Hehl macht, stellt in ihrem jüngsten Buch eine provokante These auf. Tatsächlich, sagt sie, seien es ausgerechnet Linke, „die sich als fortschrittlich oder aufgeklärt“ verstehen, die den heutigen Populisten und autoritären Regierungen den Weg geebnet hätten – jenen Politikern, denen man vorwirft, mit dem Schüren von Gefühlen und dem Verbreiten falscher Tatsachen zum Ziel zu kommen. Es seien die philosophischen und ideologischen Strömungen der Linken, „die mitgeholfen haben, dass von einer postfaktischen Welt gesprochen wird“.