Digitalisierung: Fluch oder Segen für Medien?

Diskussion zum Thema Digitalisierung der Medien bei Medien.Mittelpunkt 2018 im Ausseerland
Diskussion zum Thema Digitalisierung der Medien bei Medien.Mittelpunkt 2018 im Ausseerland(c) OJ Perry
  • Drucken

Wie ein Tsunami überrollt die Digitalisierung auch die Medienwelt, wer nicht versucht, diese Welle der Veränderungen und Innovationen mitzureiten, geht unter. Über die Chancen und Risiken haben Vertreter der österreichischen Medienbranche beim 5. Medien.Mittelpunkt Ausseerland 2018 diskutiert.

Anmerkung: Diese Analyse entstand im Zuge einer Akademie für Jungjournalisten beim Medien.Mittelpunkt im Ausseerland

Traditionelle Medienunternehmen stehen in dieser neuen Medienwelt unter einem enormen wirtschaftlichen Druck. Das liegt vor allem daran, dass 60 Prozent der derzeitigen Werbeeinnahmen nun an Großkonzerne wie Google und Facebook gehen. Im Ranking der Werbeumsätze von Medien- und Werbeunternehmen befindet sich Google mit 95 Milliarden Dollar auf Platz eins, gefolgt von Facebook mit 40 Milliarden – viel Geld, das traditionellen Medienunternehmen plötzlich fehlt. Selbst jene, die schon im Zeitalter der Digitalisierung angekommen sind, schauen teilweise durch die Finger. 20 bis 30 Prozent der geschalteten Inserate werden von Konsumenten, die Adblocker aktiviert haben, nicht wahrgenommen. Das reduziert die Einkünfte, denn was nicht angezeigt wird, wird auch nicht bezahlt.

Um dem finanziellen Druck standzuhalten, müssen also neue Formen der Finanzierung entwickelt werden. Das größte Problem ist, dass im Internet überall kostenlose Inhalte verfügbar sind. Obwohl die Bereitschaft der Konsumenten steigt, für Online-Medien auch zu bezahlen, reicht das noch lange nicht. Viele Medienunternehmen versuchen, mit sogenannten Paywalls Einkünfte zu generieren – einige sogar sehr erfolgreich. Je spezifischer die angebotenen Inhalte sind, desto eher wird dafür bezahlt. Andere setzen auf Klicks, denn Klicks bringen Geld. Dabei geht allerdings oft Quantität vor Qualität, was dazu führt, dass journalistische Werte vernachlässigt werden. Diese Situation sehen andere Medien wieder als Chance, eine Marke aus sich zu machen und aus der Masse heraus zu stechen. Wer in Zeiten von fake news und alternative facts qualitativ hochwertige Inhalte zur Verfügung stellt, gewinnt das Vertrauen der Kunden, welche in weiterer Folge bereitwillig dafür bezahlen.

Klassische Medien: Chancen nutzen!

Um die Umstellung erfolgreich zu überstehen, müsse man alle Plattformen nutzen, die einem zur Verfügung stehen. Man solle die Digitalisierung nicht als Gefahr sehen, sondern als Chance, so Hans Mahr, österreichischer Journalist und Medienmanager (mahrmedia). Auch die Arbeit eines Journalisten habe sich stark verändert, sagt Mahr. Durch den Trend der trimedialen Berichterstattung, welche vor allem auch Social-Media-Kanäle miteinbezieht, müssen Journalisten um einiges vielfältiger sein, als noch vor 20 Jahren. Im Idealfall kann der Journalist von heute nicht nur einen, sondern mehrere Bereich bedienen. Man kann ihn sowohl für Print als auch für die audio-visuelle Berichterstattung in Radio-, TV- oder Online einsetzen. Er kennt sich auf allen verfügbaren Plattformen aus und weiß, wie er diese am effektivsten bespielt. Um diesen Idealfall zu erreichen, müsse vor allem in die Aus- und Weiterbildung von Journalisten investiert werden, so Mahr. Die Diskussionsteilnehmer Herwig Langanger ("Die Presse"), Martina Salomon (Kurier), Reinhard Scolik (Bayrischer Rundfunk), Wolfram Winter (Pictures in a frame, GQ) und Moderator Rainer Nowak ("Die Presse") vertraten dieselbe Meinung: Gute Ausbildung muss gefördert werden, um Inhalte zu produzieren, für die Konsumenten bereit sind zu zahlen.

Journalistenausbildung: Wer soll das bezahlen?

Dabei bleibt eine Frage offen. Wer soll diese Ausbildung bezahlen? Für angehende Journalisten gibt es schon einige Ausbildungsstätten, in denen man sie genau auf diese neue Medienwelt vorbereitet. Während der Ausbildung sammelt man sowohl im Print- und Online-, als auch im Radio- und TV-Bereich Erfahrungen. Was ist jedoch mit jenen, die schon als Journalisten arbeiten? Auf die Hauptfrage, nämlich die Finanzierung gab es bei der Diskussion keine Antworten, die Teilnehmer beschränkten sich auf Allgemeinformeln, zum Beispiel, dass ein Medienunternehmen in Zeiten wie diesen Prioritäten setzen und in seine Mitarbeiter investieren müsse. Ein andere wäre ein staatlich gefördertes Ausbildungsprogramm, das all jene auf den neuesten Stand bringen soll, die den Beruf des Journalisten schon ausüben. Eines ist jedoch klar: Wer weiterhin guten Journalismus machen will, muss diesen auch bezahlen können.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.