Fernsehen: Was von Scientology bleibt

Fernsehen Scientology bleibt
Fernsehen Scientology bleibt(c) EPA (Robin Utrecht)
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ORF2 zeigt am Mittwoch TV-Drama nach realem Fall. Die Sekte, der auch Tom Cruise und John Travolta angehören, hat online einen "Gegenfilm" veröffentlicht.

In Hamburg war man übervorsichtig: Der Dreh fand unter dem Decknamen „Der Tote im Sund“ statt. Dennoch wurden Redakteure bespitzelt, erhielten mysteriöse Anrufe. Der ARD-Sender SWR hat ein TV-Drama über Scientology gedreht.

„Bis nichts mehr bleibt“ (Mittwoch, 20.15 Uhr, ORF2/ARD) ist Fiktion, inszeniert vom „Tatort“-Regisseur Niki Stein, der auch das Buch schrieb. Das fußt allerdings auf einem realen Fall: auf dem des Hamburgers Heiner von Rönn. Er stieg vor 15 Jahren bei Scientology aus, kämpfte um das Sorgerecht für seine Kinder. Die Exfrau gehört mit den beiden gemeinsamen Söhnen noch der Sekte an. Rönn war beim Ausstieg praktisch ruiniert, hat eigenen Angaben zufolge in seinen zehn Scientology-Jahren zehntausende Euro für die Ausbildung seiner Kinder, „Vitamine“ und Auditings (umstrittene „Seelenreinigung“) gezahlt.

Rönn oder der ARD, so betont Scientology, sei man nicht böse. Stattdessen soll die Stadt Hamburg auf Schadenersatz geklagt werden: Die dortige Scientology-Expertin Ursula Caberta präsentiert den Medien, auch dem SWR-Team, immer wieder Aussteiger, die für schlechte Presse sorgen.

„Persönlichkeit verschwommen“

Die Sekte, der auch Tom Cruise und John Travolta angehören, hat online einen „Gegenfilm“ veröffentlicht, Interviews mit Rönns Exfrau und einem der Söhne. „Ihre Persönlichkeit ist verschwommen“, sagte Rönn der „Welt am Sonntag“. „Man weiß nie: Reden sie in ihren eigenen Worten? Oder sind es die Worte der Organisation?“

Deutsche Medien lobten die Produktion vorab – und selbst Scientology-Gegner fielen auf die ARD-Inszenierung herein, etwa „Anonymous“: Die Scientology-Gegner interpretierten die Dreharbeiten in Hamburg falsch und dachten, eine neue Scientology-Filiale sei in Bau. Die Organisation wird nun auch für die Schikanen gegen das TV-Team verantwortlich gemacht. trick

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2010)

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