"Tatort: Münster": Ein alberner Doppelgänger-Fall für Thiel und Boerne

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In "Spieglein, Spieglein" jagen die "Tatort"-Ermittler Frank Thiel und Professor Boerne einen Serienmörder, der es auf ihre Doppelgänger abgesehen hat. Das ist nicht so originell, wie es sich anhört.

"Bloß weil ich narzisstisch bin, heißt das nicht, dass sich nicht wirklich dauernd alles um mich dreht", stellt Professor Karl-Friedrich Boerne in einem der obligatorischen Streitgespräche mit seinem Freund und Ermittlerkollegen Frank Thiel fest. Diesmal aber ist das anders. Und das kann der Gute sogar akzeptieren - quasi als Ausnahme, die seine eitle Regel bestätigt. Denn in Münster geht ein Serienmörder um, der es auf Doppelgänger abgesehen hat - genauer: auf Menschen, die dem "Tatort"-Team verblüffend ähnlich sehen. Ein alberner Fall, den ein paar gewitzte Dialoge auch nicht wirklich retten können...

Als erstes erwischt es ein Lookalike von Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann). Die arme Frau liegt erschlagen auf der Promenade. Neben der Toten liegt sogar ein Päckchen von Klemms Liebslings-Zigaretten - obwohl das Opfer selber gar nicht geraucht hatte. Thiel ist beim Anblick der Leiche jedenfalls erst einmal erleichtert - schließlich dachte er zunächst, da läge seine Vorgesetzte. Auf den Handyfotos der Voyeure, die alles gleich ins Netz stellen, sieht das so aus: Er beugt sich über die Leiche und lacht - dafür gibt's kotzende Smileys von den Usern. Da könnte man vielleicht noch an einen Zufall glauben, aber dann wird eine Eisverkäuferin ermordet, die der kleinwüchsigen "Alberich" (ChrisTine Urspruch) zum Verwechseln ähnlich sieht.

Und Mirko kocht Kaffee - mit Pfeffer, Salz und Zimt

Die Täterin traucht in diesem Krimi erstaunlich bald auf. Das nimmt die Spannung - auch, weil die Handlung weitgehend vorhersehbar abläuft. Gut, dass Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) jetzt einen jungen Kollegen haben, auch wenn sich Thiel nicht und nicht merken kann, wie der heißt: Mirko Schrader (Björn Meyer) ist zwar unscheinbar, aber er weiß, wie manche Recherche schneller geht (man sucht im Polizeicomputer, statt sich die Nacht im Archiv um die Ohren zu schlagen) - und er kocht den besten Kaffee mit Pfeffer, Salz und Zimt und dann mit 97 Grad heißem Wasser langsam kreisend übergießen... Zeit wird's, dass in den TV-Kommissariaten auch Männer Kaffee kochen.

Erstaunlicherweise wird der Doppelgängerschmäh nicht so ausgekostet, wie es möglich wäre. Sogar der Moment, als der eitle Boerne auf sein wandelndes Spiegelbild - einen vor sich hin summenden Musiker mit Dreitagebart - trifft, verpufft schneller als einem lieb ist. Die beiden haben einander offenbar nichts Geistreiches zu sagen. Als ob der schlagfertige Boerne je um ein Bonmot verlegen wäre! Das wirkt uninspiriert und lässt den Esprit vermissen, den man von Thiel und Boerne gewohnt ist.

Heute, 20.15 Uhr, in ORF 2 und im Ersten.

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