"Kurier" will "Addendum"-Heft doch nicht beilegen

Aus dem Newsletter von Niko Alm.
Aus dem Newsletter von Niko Alm. Screenshot Newsletter Addendum
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Die dritte Ausgabe des gedruckten "Addendum" hätte am Donnerstag mit dem "Kurier" erscheinen sollen. Wird sie nun aber doch nicht und das sorgt auch wegen Recherchen zum Neo-"Kurier"-Minderheitseigentümer René Benko zumindest für Fragezeichen.

Am kommenden Donnerstag erscheint die dritte gedruckte Ausgabe von "Addendum", der gleichnamigen von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz finanzierten Rechercheplattform. Diesmal geht es unter dem Titel "Späte Bekenntnisse" um die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche von Klasnic-Kommission bis zum jüngsten TV-Gespräch zwischen Kardinal Christoph Schönborn mit einer von sexueller Gewalt betroffenen, ehemaligen Nonne aus Deutschland. 

Das gedruckte "Addendum" hätte am Donnerstag auch einem Teil der Ausgabe des "Kurier" beiliegen sollen, genau genommen 59.000 Stück (von insgesamt ca. 200.000 Auflage). Das vom ehemaligen "Presse"-Chefredakteur Michael Fleischhacker geleitete Medienhaus kooperiert immer wieder mit verschiedensten Verlagen des Landes, auch mit der "Presse" oder der "Kleinen Zeitung". Dem "Kurier" aber wird am Donnerstag nichts beiliegen, außer die wöchentliche bunte Fernsehbeilage. Das zumindest schrieb am Dienstagnachmittag Niko Alm, einer der Geschäftführer der Stiftung Quo Vadis Veritas, die "Addendum" betreibt, in seinem Newsletter. Am Montag habe Alm selbst ein Pdf der neuen Ausgabe zur Ansicht an die Chefredaktion des "Kurier" geschickt und am späten Nachmittag eine Mail aus der Anzeigenabteilung mit folgendem Inhalt erhalten: „Sehr geehrter Herr Alm, mit der Bitte um Kenntnisnahme. Wir ersuchen, die Anlieferung der Beilage zu stoppen.“ Alm schreibt weiter: "Eine Begründung wurde uns dafür nicht mitgeliefert, also dürfen wir spekulieren, welcher Inhalt der Chefredaktion so sehr nicht gefällt, dass eine Beilage der Addendum-Zeitung beim Kurier vermieden werden soll."

Zum Hintergrund: "Addendum" hat am Montag eine umfassende  Recherche zu den Geschäften und Kontakten des Immobilienunternehmers René Benko veröffentlicht, u.a. auch zu Bundeskanzler Sebastian Kurz. Ein Text aus dieser Recherche soll auch in der gedruckten Ausgabe zu finden sein, die am Donnerstag erscheinen wird. Benko hat mit Jahresende 49 Prozent an der Beteiligungsgesellschaft übernommen, über die die deutsche Funke-Gruppe 50 Prozent an der "Krone" und 49,44 Prozent am "Kurier" hält. Natürlich sieht es jetzt so aus, als wolle man beim "Kurier" lieber keine Zeitung beilegen, in der Aufdeckergeschichten zu ihrem Neo-Minderheiteneigentümer stehen. Etwas, das vermutlich jeder Zeitungseigentümer (und sein Geschäftsführer oder Herausgeber) gleich handhaben würde (und vermutlich auch und erst recht Dietrich Mateschitz). Wer liest schon gerne Unangenehmes über sich im eigenen Medium? Nur zugeben würde das halt nie jemand. 

So auch nicht im "Kurier". Dort ärgert man sich aber über Alms Newsletter und sieht ihn als bewusste PR-Aktion. Chefredakteurin Martina Salomon versichert, sie habe weder gewusst, dass "Addendum" diese Woche der Zeitung beigelegt werden sollte noch ein Pdf zur Ansicht gesehen. Und Geschäftsführer Thomas Kralinger sagt zur "Presse": "Ich war in die Entscheidung nicht involviert. Das war eine Entscheidung des Verkaufs, dieses Produkt doch nicht beizulegen."

Man könnte beinahe den Überblick verlieren, wo und wie sich der in der Summe eigentlich (noch) recht überschaubare Einstieg René Benkos ins Mediengeschäft in der Branche dieser Tage bemerkbar macht. Mittlerweile greift die "Kronen Zeitung" ihren neuen Minderheitseigentümer schon fast täglich entweder direkt oder verklausuliert an. Unterstützt wird sie vom Gratisblatt "Heute" von Eva Dichand, der Frau des "Krone"-Chefs. Dort wurde Benko zuletzt als "Raubritter" bezeichnet. Und "Addendum" recherchiert umfassendes zur Erfolgsgeschichte des Unternehmers. Der "Kurier" sagt eine geplante Kooperation wieder ab. Woran sich wiederum "Krone"-Online-Chefredakteur Richard Schmitt stößt. Wenn wir noch ein paar Tage warten, kommen garantiert noch ein paar neue Volten dazu.

Niko Alm schrieb im Newsletter vom Dienstag jedenfalls: "Lieber Kurier, wir sind neugierig und bitten um eine Erklärung, warum Sie die Addendum-Zeitung nicht verbreiten wollten. Was können wir verbessern, um würdig und recht zu sein?" Und betonte später auf Twitter, aus der Frage sei keine Empörung, sondern nur Neugierde zu lesen. "Addendum" wird am Donnerstag wie geplant der "Presse" beiliegen, die für den "Kurier" gedachten Stück übernimmt nun die "Kleine", sagt Niko Alm.

(awa)

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