ORF: Petition gegen die Boni der Chefs

(c) Clemens Fabry
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Die freien Mitarbeiter des ORF wenden sich an den Stiftungsrat. Die Petition bezieht sich auch auf die „Golden-Handshake-Lösung“.

„Ich glaube nicht, dass die Leute wollen, dass ihre Rundfunkgebühren für die Boni der ORF-Manager verwendet werden.“ Sonja Bettel ist eine der Initiatorinnen einer ORF-Petition, die dem Stiftungsrat am 23.Juni, bei seiner nächsten Sitzung, übergeben werden soll. Bettel selbst ist seit 1992 freie Ö1-Mitarbeiterin. „Wir waren entsetzt“, sagte sie der „Presse“ am Dienstag, „als wir gelesen haben, wie hoch die Boni sein werden: die Summe eines Vielfachen dessen, was freie Mitarbeiter jährlich verdienen.“ Gemeinsam mit Judith Brandner (ebenfalls Ö1) startete sie nun eine Unterschriftenaktion.

2009 und 2008 hatte die ORF-Führungsetage auf die Bonuszahlungen verzichtet. Für Chef Alexander Wrabetz und Co. machen sie bis zu 15 Prozent des Jahresgehaltes (Generaldirektor: 340.000 Euro, Direktoren: 250.000Euro) aus – wobei sie zur Gänze nur dann fällig werden, wenn die gesteckten Ziele über-erfüllt werden.

Die Petition bezieht sich auch auf die „Golden-Handshake-Lösung“: Die habe „eine große Personallücke hinterlassen und den Druck auf die freien Mitarbeiter weiter erhöht, ohne dass dies in irgendeiner Weise abgegolten würde.“ Der Stiftungsrat soll nun „die Direktoren zu einem weiteren freiwilligen Verzicht motivieren“ und stattdessen die Honorare der Freien erhöhen, so die Forderung.

Finanzdirektor Grasl für ORF-Neubau

ORF-Finanzdirektor Richard Grasl plädiert indes Montagabend im Wiener Zigarrenclub für einen Neubau statt einer Sanierung der maroden ORF-Zentrale. Die Zahlen würden derzeit „zum kleinen Teil“ für einen Wegzug vom Küniglberg sprechen – es sei aber noch nichts entschieden. Generaldirektor Wrabetz hatte schon mehrere Deadlines verstreichen lassen. Grasl meinte auch, man könnte am neuen Standort z.B. ein „Studio mieten“. Die Belegschaftsvertreter im ORF hatten immer wieder angekündigt, dass der Rundfunk mit seiner Übersiedlung wohl auch schrumpfen werde.

Bereits jetzt schrumpfen die TV-Marktanteile – im Mai auf ein Rekordtief von 34,4 Prozent Marktanteil in Kabel- und Sat-Haushalten (Mai 2009: 35,2%). Dies verringert auf Dauer die Werbeeinnahmen – deshalb, so Grasl müsse man weiter bei der „Kostenbasis massiv anziehen“. trick

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2010)

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