Maier am Südpol: "Von Kälte doch keine Ahnung"

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Hermann Maier, Tom Walek und Sabrina Grillitsch sind aus der Antarktis zurück. Ob die Österreicher den Pol als Erstes erreicht haben, bleibt vorerst geheim. Fest steht, dass das Abenteuer gut ausgegangen ist.

Manchmal sind Männer einfach im Vorteil – und da muss man gar nicht davon sprechen, wie es ist, bei minus 30 Grad menschliche Bedürfnisse zu erledigen. Es reicht, dass die beiden Herren, Hermann Maier und Tom Walek, optisch als echte Abenteurer vom Südpol zurückgekommen sind: Mit zotteligen Vollbärten präsentierten sie sich gestern der Presse. Bundesheer-Gebirgssoldatin Sabrina Grillitsch, die unter 2627 Österreichern als weiteres Expeditionsmitglied ausgewählt worden war, saß entspannt daneben. Strapazen? Sah man ihr zumindest nicht an.

Mitgemacht hat sie diese schon. „Ich habe mir nicht vorstellen können, wie hart es wirklich wird“, sagt sie. „Höhe und Kälte sind sehr limitierend.“ Der Ironman sei im Vergleich eine Kinderjause, formuliert es Teamkollege und Ö3-Mikromann Tom Walek. Und selbst Skilegende Hermann Maier, als „Herminator“ einiges an Schinderei gewöhnt, gibt sich im Nachhinein beeindruckt. „Da denkt man, man kennt Kälte, Eis und Schnee – und dann hat man doch keine Ahnung.“

Dass der 38-Jährige auch in der Ski-Pension nicht ohne Herausforderungen auskommen würde, hatte er nach seinem Rücktritt im Oktober 2009 „fast befürchtet“ – auch wenn er das Leisertreten probiert habe. Im Frühjahr 2010 kam dann die Einladung zur Expedition an den Südpol – samt der Frage: „Funktioniert das mit deinem Fuß?“ Maier: „Mit dem funktioniert alles, vor allem, wenn es der Südpol ist.“

Ganz so egal war der Ausflug dem motorradlädierten Bein dann doch nicht, „es war schon eine irrsinnige Belastung. Man weiß nicht wirklich, auf was man sich einlässt.“ Im Nachhinein sind die drei Abenteurer – der steirische Schlittenhundeführer Alex Serdjukov schied vorzeitig aus – schlauer: 400 Kilometer zu Fuß durch die Antarktis; gehen, Schnee schmelzen, essen, drei Stunden schlafen. Wenig Platz und, je nach Sonnenstand, Klimazonen von warm bis eisig im engen Zelt. Und Kälte, die ständig am Körper nagt – all das auf den Spuren von Roald Amundsen und Robert Falcon Scott, die sich vor 100Jahren den ersten Wettlauf zum Südpol lieferten. Diesmal hieß das Match freilich nicht Norweger gegen Briten, sondern – weil die Rivalität gar so viel Spaß macht – Österreicher gegen Deutsche. Darunter: Kelly-Family-Spross und Sportler Joey Kelly und ZDF-Moderator Markus Lanz.


Welches der Teams den Pol als Erstes erreicht hat, bleibt freilich ein Geheimnis, das der ORF erst im März im Rahmen einer „Event-Doku“ lüftet. Fest steht, dass das Abenteuer gut ausgegangen ist – anders als bei Scott, der den Ausflug einst mit dem Leben bezahlte. Serdjukov, der wegen Erfrierungen aufgeben musste, hat seine Finger behalten und ist wohlauf auf dem Rückweg.

Ganz so abgesichert sei der Trip aber auch nicht gewesen, betont Maier. „Es ist nicht so, wie man sich vorstellt, dass da ein paar Promis begleitet unterwegs waren.“ Die Fahrzeuge hätten sie nur selten gesehen, tagelang gar nicht. Das Wetter könne schnell umschlagen, auch als „g'standener Gebirgler“ könne man in Gefahr geraten. „Wenn das Zelt wegfliegt, erwischt man es nie wieder. Das war auch das Schöne, wir hatten wirklich Eigenverantwortung“, so „Einzelkämpfer“ Maier, der als Teamchef schmerzende Teile aus Schuhen schnitt, Ski modifizierte und, so Walek, „beispiellos viel geschleppt und alle angetrieben hat.“ Motto: „Immer weiter, immer weiter.“

Seine nächste Herausforderung? „Ich denke nicht zu weit vor. Aber es war wie ein Beginn, es macht fast süchtig nach mehr.“ Und er freue sich auf eine gute Skitour – „mit Abfahrt“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2011)

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