Mediennutzung: Die Jungen und die leichte TV-Kost

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Nachrichten? Wissensmagazine? Brauchen sie nicht: Jugendliche nutzen das Fernsehen zur reinen Unterhaltung. Da kommt ihnen Pro7 gerade recht. Der deutsche Sender hat sich als beliebtester TV-Sender durchgesetzt.

Jugendliche mögen es privat – und Deutsch. Das Fernsehen nämlich: Der deutsche Sender Pro7 hat sich nach Jahren des Kopf-an-Kopf-Rennens mit ORF eins als beliebtester TV-Sender durchgesetzt, und zwar erstmals ganz deutlich in allen werberelevanten Altersgruppen, den Jugendlichen sowie den jungen Erwachsenen (zu denen zählen Trendforscher alle unter 40).

67,6 Prozent der elf- bis 39-Jährigen geben Pro7 als einen ihrer drei Lieblingssender an. Wertet man nur die elf- bis 19-Jährigen aus, sind es gar 79,6%. Das ergab die „Timescout“-Studie, für die die Trendagentur tfactory zweimal im Jahr 1000 „Early Adopters“ (junge Leute, die vor der breiten Masse auf Trends aufspringen) befragt.

ORFeins folgt mit 49,4% klar abgeschlagen auf Platz zwei, danach kommen RTL (25,3%) und Arte (Letzteres punktet bei der 30-plus-Generation, Jugendliche sehen den Kultursender kaum).

Was macht Pro7 also richtig? Gar nicht so viel, meint Studienleiter Michael Schaefberger. „Es geht im Wesentlichen darum, ob und wann die Lieblingssendungen gespielt werden.“ Und da fährt Pro 7 derzeit ziemlich gut, zeigt der Sender doch fast alle Lieblingssendungen der Jungen, allen voran „Two and a Half Men“, das die „Simpsons“ erstmals auf Platz eins ablöst. Dass der ORF vor rund einem Jahr ausgerechnet „Two and a Half Men“ für Heinzls quotenmäßig enttäuschendes „Chili“ abgesetzt hat, zeugt nicht gerade von gutem Gespür. Oder, wie es Schaefberger formuliert, „ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn man die beliebteste Sitcom zur besten Sendezeit aus dem Programm wirft.“ Nämlich: Zuseherabwanderung.

Generell, das zeigt ein Blick auf die laut Studie 20 beliebtesten Fernsehsendungen, dominiert leichte Kost, Sitcoms („Scrubs“, „How I Met Your Mother“) stehen ganz vorne. „Fernsehen ist für Jugendliche ein Lean-back-Medium.“ Sprich: Man will sich unterhalten, vom Alltagsstress ablenken. Anspruchsvolles, etwa Wissenssendungen, kommt kaum vor, einzig „Galileo“ (ebenfalls Pro7) schafft es in die Top Ten. Weil es „einen hohen Infotainmentcharakter hat“. Als Nachrichtenmedium wird das Fernsehen von den Jungen kaum mehr wahrgenommen, dazu nützt man das Internet.

Fast jeder ist auf Facebook

Apropos Internet: Wie die Studie zeigt, hat Facebook seinen unangefochtenen Platz eins der Social Communities weiter ausgebaut. Nicht dabei sein gibt es quasi nicht mehr. „Das Einstiegsalter hat sich extrem verjüngt“, so Schaefberger. Von den elf- bis 14-Jährigen sind praktisch alle (99,2%) dabei. Und daran werde sich, prognostiziert Schaefberger, so bald nichts ändern. Zwar gibt mehr als ein Drittel an, dass ihm die Kommunikation auf Facebook „auf die Nerven“ gehe. „Die steigen“, so Schaefberger, „aber trotzdem nicht aus.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2011)

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