Kultur in ORF3: Der neue Sender startet am 1.Mai

(c) AP (Lilli Strauss)
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Mehrere große Entscheidungen in Sachen Programm wurden gefällt. Der Spartenkanal wird „ORF 3 – Kultur und Information“ heißen. Der ORF eins bekommt ein neues Dienstagabendprogramm.

Die Programmklausur des ORF Ende vergangener Woche muss einigermaßen produktiv gewesen sein. Zumindest wurden gleich mehrere große Entscheidungen in Sachen Programm gefällt, die nun peu à peu nach außen dringen. An der konstruktiven Stimmung konnte offenbar auch das Bekanntwerden der E-Mail-Korrespondenz zwischen Generaldirektor Alexander Wrabetz und Programmdirektor Wolfgang Lorenz nichts ändern. Beide waren bei der Klausur dabei, und angeblich sollen die bösen E-Mails kein Thema gewesen sein.

Dennoch hat Lorenz offenbar einen Rat des Generals aufgegriffen: „Besser wäre es, einmal mit Programm aufzufallen“, schrieb er ihm per E-Mail. In Sachen Programm auffallen will Lorenz in den kommenden Wochen mit zwei konkreten Neuerungen: mit dem Kulturspartenkanal und mit dem neuen Dienstagabend in ORF eins. Seit der Klausur steht fest, dass der Kulturspartenkanal „ORF3 – Kultur und Information“ heißen und am 1.Mai auf der Frequenz von TW1 starten wird. Wenn die zuständige Medienbehörde KommAustria rechtzeitig das Okay für den Sender abgibt. Per Gesetz hat die Behörde bis Juni Zeit für eine Stellungnahme, im ORF hofft man aber, dass sie diese schon früher abgeben wird.

Dienstag ist „Kulturtag“

ORF3 ist kein klassisches Vollprogramm, wird aber 24 Stunden pro Tag einen Mix aus Wiederholungen von ORF-Sendungen und eigens für den neuen Kanal produzierten Sendungen zeigen. Der jetzige TW1-Geschäftsführer und zukünftige ORF3-Chef Peter Schöber will den Wochentagen ein klares Profil verpassen. So werde der Donnerstag der Tag für „Internationales“ mit einer Sendung aus dem ORF-Brüssel-Büro, der Mittwoch zum Tag für Religion und Philosophie und der Dienstag zum „Kulturtag“, an dem zur Primetime der „Kulturmontag“ von ORF2 wiederholt wird. Dazu wird täglich um 20Uhr die Sendung „Kultur mal neun“ gezeigt – damit will man nach der „Zeit im Bild“ und vor dem Hauptabendprogramm eine Alternative zu Sport (ORF eins) und Society (ORF 2) bieten. Geplant ist eine Übertragung aller Parlamentssitzungen und große Sonderevents, wie die Übertragung des ARD-Europaforums. Schöber arbeitet derzeit mit 13 Mitarbeitern an zwei Standorten in Salzburg und Wien. An der Aufteilung der Standorte (Rechtemanagement, Planung in Salzburg, Programm in Wien) wird sich nichts ändern, bei den Mitarbeitern erwartet Schöber eine „leichte Aufstockung“, das Ziel sei aber, unter 20 Mitarbeitern zu bleiben, was nicht so schlimm sei, „weil eine Tochter den Vorteil hat, die Ressourcen ihrer Mutter nützen zu können“. ORF3 werde ohne eine Marketingoffensive anlaufen: „Das Geld stecken wir lieber in gutes Program“, sagt er.

Größere Umbauarbeiten stehen auch bei ORF eins am Dienstagabend an. Der Abend soll – ähnlich wie der erfolgreiche Comedy-Donnerstag – ein eigenständiges Profil bekommen und ein jüngeres Publikum ansprechen. Krimiserien wie das zur Zeit sehr quotenstarke „Schnell ermittelt“ sollen ihren 20.15-Uhr-Platz behalten, danach wird eine Doku-Soap wie „Single mit Kind sucht“ folgen. Die neuen Programmelemente sind das von Doris Golpashin moderierte 30-minütige Magazin „Direkt“ und das Talkmagazin „Contra“, in dem Themen wie „Aus für die Wehrpflicht“ oder „Dürfen Schwule tanzen?“ unter Moderation von Benny Hörtnagl (Ö3) diskutiert werden sollen.

Neue Late-Night-Show „Schlawiner“

Noch ein neues hauseigenes Sendeformat wurde am Dienstag präsentiert: Nachdem die „Arge Talkshow“ nach wenigen Folgen wieder eingestellt wird und andere Satiresendungen wie „Burgenland ist überall“ und das „B-Team“ eine kurze Lebensdauer hatten, produziert der ORF nun mit „Die Schlawiner“ ein neues Late-Night-Comedy-Format für die Donnerstagnacht. Unter der Regie von Paul Harather führen ab 10.März (22.30 Uhr) bekannte Comedy-Gesichter wie Michael Ostrowski, Angelika Nidetzky und Gerald Votava kurze Dialoge, in denen u.a. das Leben junger Großstädter persifliert werden soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2011)

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