"Österreich": Strasser-Interview, das nie geführt wurde

(c) APN (Kerstin Joensson)
  • Drucken

Nach Niki Lauda hat nun auch Ernst Strasser Ärger mit einem angeblichen Interview in der Tageszeitung "Österreich". Auf das gefakte Frage-Antwort-Interview von Sonntag reagierte das Strassers Büro aber sofort.

Dass im Umgang mit Journalisten der Tageszeitung „Österreich“ Vorsicht geboten ist, hat unlängst Niki Lauda erfahren müssen. Eine Bemerkung über zwei männliche Tanzpartner bei der ORF-Show „Dancing Stars“, die er am Rande einer Skiveranstaltung in Kitzbühel gemacht hatte, brachte den Airliner unerwartet in die Schlagzeilen: Wolfgang Fellner, Herausgeber von „Österreich“, war bei dem „Privatgespräch“ (Lauda) dabei und druckte das Lamento prompt als „Interview“ ab.

Lauda ist nicht das einzige Opfer dieser Art von Fellner-Journalismus: Am Sonntag veröffentlichte „Österreich“ ein Frage-Antwort-Interview mit Ernst Strasser, das den Eindruck erweckt, die Zeitung habe als Einzige den in die Bredouille geratenen Expolitiker befragen dürfen. Laut Strasser hat es jedoch nie ein Interview gegeben. Aber die Boulevardmedien sind auf der Suche nach einer Schlagzeile alles andere als zimperlich: So freute sich die „Kronen Zeitung“ in ihrer Freitagausgabe unverhohlen, dass die „Jagd auf Strasser“ „endlich“ losgeht.

Strasser: Auskunft nur an Behörden

Gegen solche Untergriffe ist kein Kraut gewachsen. Auf das gefakte Interview aber reagierte Strassers Büro sofort: Noch am Sonntag hieß es in einer Aussendung, „Österreich“ habe ein „aktuelles“ Interview „vorgetäuscht“: „Ernst Strasser hält fest, dass das in der heutigen Ausgabe von ,Österreich‘ veröffentlichte ,Interview‘ eine Irreführung ist.“ Strasser gebe derzeit keine Interviews. „Seit 22.3.2011 um 11.50 Uhr steht Dr. Ernst Strasser ausschließlich den Behörden zur Verfügung.“

18 Minuten später kam die Antwort aus dem Hause Fellner (der Verleger selbst befindet sich derzeit in den USA): „Österreich“ weist darin den Vorwurf, das Interview erfunden zu haben, „auf das Schärfste zurück“ – um dann zwar zu erklären, woher die Zitate stammen, aber nicht, wieso es sich dabei um ein Interview gehandelt haben soll. „Es gab in der vergangenen Woche drei Telefonkontakte mit dem Ex-EU-Abgeordneten“, heißt es. Strasser selbst habe am vergangenen Dienstag in der Redaktion angerufen. Das reicht für „Österreich“ offenbar, um zu folgern, er habe „ein Interview gegeben“.

Genau da scheiden sich aber in beiden Fällen die Geister: Denn auch Lauda fiel aus allen Wolken, als das, was er – unwidersprochen – in Kitzbühel gesagt hatte, plötzlich den Weg in die Zeitung fand. Fellner rechtfertigte sich später, Lauda habe ihn „aufgefordert, als Medienmacher endlich öffentlich das ,Thema Haider‘ (Alfons Haider tanzt bei „Dancing Stars“ mit einem Mann, Anm.) zu thematisieren“ und ihn ausdrücklich aufgefordert, das Interview zu veröffentlichen. Bei den Telefongesprächen mit Strasser ist jedoch selbst in der Aussendung von „Österreich“ nicht davon die Rede, dass Strasser eine Veröffentlichung gewollt oder gefordert hätte. i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

LobbyistenAffaere StrasserBuero durchsucht
Politik

Lobbyisten-Affäre: Strassers EU-Büro durchsucht

Französische Behörden durchsuchten auf Anfrage aus Wien die Räumlichkeiten in Straßburg. Zeugen wurden befragt, Material beschlagnahmt.
Innenpolitik

Jarolim unter Druck: Prammer mahnt

Unvereinbarkeit: Die Nationalratspräsidentin fordert Beweise von Jarolim, dass kein Geld wegen der Staatsdruckerei-Klage geflossen sei. Hintergrund dürfte eine private Fehde gewesen sein.
Innenpolitik

Jarolim: „Habe nie ein Honorar bekommen“

Mandatar erklärt, er habe nur die Ressourcen seiner Anwaltskanzlei für politische Tätigkeit zur Verfügung gestellt. ÖVP und FPÖ schießen sich auf den SPÖ-Justizsprecher ein.
Porträt des Tages

Kritiker in der Kritik

Hannes Jarolim wettert gerne gegen Missstände in der Justiz. Nun muss sich der SPÖ-Politiker selbst rechtfertigen.
Jarolim: Lobbying-Vorwurf "an Haaren herbeigezogen"
Politik

Jarolim: Lobbying-Vorwurf "an Haaren herbeigezogen"

SP-Justizsprecher Johannes Jarolim bestreitet gegen die Staatsdruckerei lobbyiert zu haben. Jarolim wertet die Anschuldigungen als Retourkutsche aus der Volkspartei.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.