Polen: Antisemitismus-Vorwürfe an Radio Maryja

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Der polnische Rundfunkrat hat zwei Sendungen des polarisierenden Senders Radio Maryja untersucht und ihn wegen antisemitischer Äußerungen gerügt.

Der umstrittene polnische Sender Radio Maryja steht wieder einmal im Kreuzfeuer der Medien: Der staatliche Rundfunkrat "Krajowa Rada Radiofonii i Telewizji" (kurz KRRiT) hat zwei Programme von Radio Maryja untersucht und den Sender wegen implizit antisemitischer Äußerungen gerügt. Das steht in einem Brief an den Direktor des Senders, Pater Tadeusz Rydzyk.

"Nicht einmal 30 Prozent echte Polen"

Im ersten Fall, einem Radio-Maryja-Interview mit dem langjährigen Sponsor, dem als rechtsextrem geltenden südamerikanischen Geschäftsmann Jan Kobylanski, liegt für den Rundfunkrat "Diskriminierung hinsichtlich der Nationalität vor". Kobylanski erklärt, dass es in der polnischen Regierung und im Parlament "nicht einmal 30 Prozent echte Polen" gibt. Der Vorsitzende der Organisation von Polen in Südamerika (USOPAL) führt weiters aus, dass für ihn Polen mit Vorfahren anderer Nationalitäten, darunter auch jüdische, keine "echten Polen" sind.

In der zweiten Sendung, die vom Rundfunkrat hervorgehoben wird, steht Adam Michnik, der Herausgeber der bedeutendsten Tageszeitung Polens, der liberalen "Gazeta Wyborcza", im Fokus. Er wurde aufgrund seiner jüdischen Wurzeln vom Juristen und Publizisten Stanislaw Michalkiewicz attackiert. Michnik, so Michalkiewicz, verhalte sich bei seiner Kritik an Kobylanski gemäß einer "Rassensolidarität".

Vatikan gegen politische Radiopropaganda

Der Rundfunkrat forderte im Brief Radio Maryja auf, diskriminierende Aussagen dieser Art in Zukunft zu unterlassen.

In den vergangenen Jahren unterstützte der ultrakatholische Sender immer wieder die Partei "Recht und Gerechtigkeit" der Kaczyński-Brüder. Der Vatikan sprach sich übrigens mehrmals explizit gegen die politische Propaganda von Radio Maryja aus. Der vor allem in ländlichen Gebieten Polens populäre Sender hat laut Erhebungen knapp eine Million Hörer.

(APA/Red.)

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