Finanzdirektor Richard Grasl soll mehr Kompetenzen erhalten. Auf SPÖ-Wunsch soll Stiftungsrat Niko Pelinka auf den Küniglberg wechseln.
Die breite Zustimmung der Stiftungsräte sämtlicher Couleurs soll sich Alexander Wrabetz dem Vernehmen nach einiges kosten haben lassen. Zuletzt ging es dabei vor allem um mögliche Personalzugeständnisse bei Landesdirektoren sowie auf der zweiten und dritten Managementebene, wie aus politischen Kreisen zu hören war. Wrabetz selbst wies dies zurück. Er betonte, dass es keine Personal-Zusagen an Stiftungsräte oder an Vertreter der Politik gab. "Im Gegensatz zu anderen Mitbewerbern habe ich nicht mit der Politik verhandelt", sagte Wrabetz am Dienstag nach geschlagener Wahl.
Im ORF sowie auf politischer Ebene kursierten dennoch eine Reihe von möglichen Personalabsprachen rund um die ORF-Wahl. Auf SPÖ-Wunsch soll beispielsweise der Stiftungsrat Niko Pelinka, trotz der jüngsten Aufregung um seine Person, auf den Küniglberg wechseln. Der 24-Jährige soll als Pressesprecher einen Teil der Agenden von Kommunikationschef Martin Biedermann übernehmen. Die SPÖ, die neben ORF-Generaldirektor Wrabetz auch Radiodirektor Karl Amon und Fernseh-Chefredakteur Fritz Dittlbacher für sich verbucht, möchte darüber hinaus Betriebsrat Michael Götzhaber als Technikdirektor installieren, wie es heißt. Thomas Langpaul könnte auf Wunsch der SPÖ neuer Innenpolitikchef im Aktuellen Dienst des Fernsehens werden. Diesen Posten hat bisher Hans Bürger inne. Er wird hingegen von den Grünen favorisiert.
Unter den Landesdirektoren dürfte im Burgenland Karlheinz Papst auf seinem Posten bleiben, in Salzburg gelten die frühere "Standard"-Journalistin und ehemalige SPÖ-Kommunikationschefin Katharina Krawagna-Pfeifer sowie Programmdirektorin Elfi Geiblinger als aussichtsreiche Anwärterinnen auf die Leitung des Landesstudios. In der Steiermark soll Gerhard Draxler im Amt bleiben, in Wien Brigitte Wolf.
Im Gegenzug für die Wahl-Unterstützung aus dem ÖVP-"Freundeskreis" bleibt Richard Grasl nicht nur Kaufmännischer Direktor und Stellvertreter des Generaldirektors: Seine Direktion soll darüber hinaus mit zusätzlichen Agenden aufgewertet werden. So soll Grasl etwa mit der programmwirtschaftlichen Leitung einen stärkeren Zugriff auf die Programm- und Produktionsbudgets erhalten. Außerdem soll in der Kaufmännischen Direktion künftig die Abteilung "New Business Development" angesiedelt sein.
Bürgerliche Personalwünsche könnten in den nächsten Monaten, aber auch in den redaktionellen Bereichen von Radio und Fernsehen, in Erfüllung gehen. So könnte Ö1-Innenpolitik-Chef Hannes Aigelsreiter Radio-Chefredakteur werden, falls der amtierende Radio-Chefredakteur Stefan Ströbitzer Channel Manager von ORF 2 wird. Im Fernsehen könnte Gerhard Klein, Hauptabteilungsleiter für Bildung und Zeitgeschehen, mit mehr Kompetenzen ausgestattet werden. Stefan Gehrer könnte auf Wunsch der ÖVP stellvertretender Innenpolitikchef werden. Geht es nach dem Wunsch der ÖVP soll Lisa Totzauer die Leitung der "Zeit im Bild" übernehmen.
Daneben ist hinsichtlich der Orchestrierung der Zusammenarbeit zwischen ORF-Zentrale und Landesstudios auch von einer möglichen Bundesländer-Koordinationsstelle die Rede, die ebenfalls mit einem von der ÖVP favorisierten Kandidaten besetzt werden könnte.
Auf schwarzer Bundesländerebene soll in Niederösterreich Landesdirektor Norbert Gollinger im Amt bleiben, Kurt Rammerstorfer nach Oberösterreich wechseln, und in Tirol könnte ÖVP-Stiftungsrat Helmut Krieghofer die Landesdirektion übernehmen. In Vorarlberg dürfte Wolfgang Burtscher vorerst im Amt bleiben.
Kolportierter Wunsch von Blau und Orange war die Zukunft von Onlinedirektor Thomas Prantner. Dieser soll dem Vernehmen nach als Vizedirektor der ORF-Technikdirektion fix sein. Diese soll in der neuen Geschäftsführungsperiode für "Technik, Online und Neue Medien" zuständig sein. Für Kärnten soll es zuletzt um die Nachfolge von Landesdirektor Willy Haslitzer noch ein Match zwischen FPK und BZÖ gegeben haben. Das BZÖ wünscht sich "Kärnten heute"-Chefin vom Dienst Karin Bernhard als künftige Landesdirektorin. Das FPK macht sich hingegen für Programmdirektor Martin Weberhofer stark.
Offen ist, wer die TV-Direktion übernimmt. Diese Entscheidung soll Alexander Wrabetz persönlich fällen. Es zeugt von breitem Vertrauen, dass "man hier auf meinen Vorschlag wartet", sagte Wrabetz. Es soll bereits eine engere Wahl geben, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
(APA)