Der ORF-Riese wird nicht kleiner

Alexander Wrabetz wollte den Beginn seiner zweiten Amtszeit unbemerkt zum Umbau seines Verwaltungsapparats nützen.

Ablenken vom Offensichtlichen, das scheint das Motto der SPÖ in Sachen ORF zu sein. SPÖ-Medienstaatssekretär Josef Ostermayer „gratulierte“ dem ORF zum Jahreswechsel zu 55 Jahren regulärem Fernsehbetrieb und pries das Redaktionsgeheimnis „als wichtiges Instrument, um die Pressefreiheit als Kontrolle staatlicher Macht zu stärken“.

Dabei ist der Einfluss staatlicher Macht auf den ORF, den Österreich gegenüber dem EuGH einst als „under state control“ beschrieb, gerade wieder unübersehbar. Die Bestellung von Niko Pelinka reiht sich in eine lange Liste von Besetzungssünden des ORF-Chefs Alexander Wrabetz: Thomas Prantner, bisher Online-Direktor, wird auf FPÖ-Bitte zum Vize-Technikdirektor befördert, obwohl dieser Posten nicht existiert. Auch die Volkspartei wurde bedient: ÖVP-Stiftungsrat Helmut Krieghofer ist neuer Tiroler Landesdirektor, und für Robert Ziegler, den ÖVP-Betriebsrat im Landesstudio Niederösterreich, wurde der „Bundesländerkoordinator“ in der Generaldirektion geschaffen.

Bleibt Wrabetz sein eigener Infochef?

Nur mehr vier statt bisher sechs Direktoren (für TV, Hörfunk, Finanzen und Technik) hat Wrabetz ab sofort. Die Agenden der Informationsdirektion, die er nach Elmar Oberhausers Abgang seit 2010 geleitet hat, will der ORF-Chef eigentlich gern behalten und Kathi Zechner nur die Unterhaltung überlassen.

Aufgebläht bleibt der ORF-Apparat mit seinen ca. 3200 Mitarbeitern – und es sind neue Stabsstellen geplant: etwa eine für „Programminnovation und Qualität“, die Radio-Chefredakteur Stefan Ströbitzer zufallen könnte. Roland Weissmann, bisher Bürochef von Finanzdirektor Richard Grasl, ist mit 1. Jänner 2012 Leiter der „Produktionswirtschaft TV“, die den bisherigen Posten „Chefproducer Fernsehen“ ersetzt. awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2012)

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