Turbulenzen um den ORF: Pelinka bot Rückzug an

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Turbulenzen Pelinka Rueckzug(c) APA (Harald Schneider)
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Nikolaus Pelinka erklärt in der Sonntag-Ausgabe der "Kronen Zeitung", er habe Wrabetz angeboten, seine Bewerbung zurückzuziehen. "Die ORF-Spitze wird politisch erpresst", meint Armin Wolf.

Wie Armin Wolf über die Vorgänge bei seinem Arbeitgeber ORF denkt, ist zumindest jenen knapp 35.500 Menschen bekannt, die ihm auf Twitter folgen. Nun übt der „ZiB2“-Moderator auch im „profil“ Kritik an der Bestellung von Niko Pelinka zum Chef-Büroleiter und anderen politisch motivierten Postenbesetzungen. Er würde sich wünschen, dass ORF-Chef Alexander Wrabetz die Postenbesetzung rückgängig machte. Natürlich dürfe sich der ORF-Chef seinen Büroleiter aussuchen: „Nur – er sucht sich den ja nicht selber aus. Die SPÖ-Zentrale hat ihn ausgesucht“, sagt Wolf. „Die Geschichte geht mir nahe, weil sie dem ORF und der Glaubwürdigkeit der ORF-Journalisten schadet. Wenn die Zuseher den ORF für einen Regierungsfunk halten, dann werden sie der ,ZiB‘ nicht vertrauen. Ich halte das für fatal.“ Er glaubt: „Die ORF-Spitze wird politisch erpresst. Und sie lässt sich leider erpressen.“

Nikolaus Pelinka erklärt in der „Kronen Zeitung“ (Sonntag-Ausgabe), er habe Wrabetz angeboten, seine Bewerbung zurückzuziehen. „Er hat mich allerdings darum gebeten, meine Bewerbung aufrecht zu erhalten. Mein Angebot steht aber natürlich weiterhin“, versichert Nikolaus Pelinka. Er lasse sich jedoch von keiner Partei vorschreiben, welchen Karriereweg er nehme: „Ich bin weder SPÖ-Funktionär noch Politiker.“

In der „Kleinen Zeitung“ vom Freitag vermutete Hellwig Valentin, Dozent für Zeitgeschichte an der Uni Graz, Wrabetz habe kühl-kalkulierend eine „typisch österreichische Lösung“ gewählt: Um einem Konflikt mit der SPÖ-Parteizentrale zu entgehen, habe er gezielt den Büroleiter vor der Ausschreibung bekanntgegeben, um diesen im von ihm erwarteten Proteststurm untergehen zu lassen.

Am kommenden Montag versammeln sich die „ZiB“-Redakteure nach der Mittags-„Zeit im Bild“ zu einer Redakteursversammlung und besprechen ihr weiteres Vorgehen. awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2012)

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