Wrabetz: "Lasse mich nicht erpressen"

Wrabetz Lasse mich nicht
Wrabetz Lasse mich nicht(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bleibt hart. In Interviews mit der „Krone“ und der APA sagt er, es bleibe sein Wunsch, dass Niko Pelinka sein Büroleiter wird.

Der Montag dürfte ein spannender Tag im ORF werden. Nach der Mittags-„Zeit im Bild“ um 13 Uhr wollen sich die Redakteure versammeln und über ihr weiteres Vorgehen der politisch motivierten Postenbesetzungen beraten. Ihr Chef Alexander Wrabetz trat unterdessen am Sonntag einen Verteidigungsfeldzug an. In Interviews mit der „Kronen Zeitung“ und der Austria Presse Agentur meldete er sich aus seinem Kurzurlaub zurück und machte klar, er habe nicht vor, seine Entscheidung, Niko Pelinka zu seinem Bürochef zu machen, zurückzuziehen.

Wrabetz sagte in beiden Interviews, er sei in der Postenbestellungs-Causa „nicht politisch erpresst“ worden: „Das weise ich ganz scharf zurück. In den letzten 14 Jahren meiner Tätigkeit im ORF ist immer wieder von verschiedenen Seiten erfolglos versucht worden, Druck auf mich auszuüben, in diesem Fall jedoch nicht. Ich habe aber auch in der Vergangenheit in anderen Fällen Leute gegen internen und externen Druck durchgesetzt. Auch solche, die mich jetzt kritisieren.“ Er habe Pelinka „aus guten Gründen“ das Angebot gemacht, in den ORF zu kommen. „Ich werde das Ausschreibungsverfahren ganz normal durchführen, das soll formal alles richtig ablaufen und ich gehe auch davon aus, dass Niko Pelinka sich bewerben wird“, sagt er zur APA.

„Büroleiter wurden immer so besetzt“

Die angeblich 3.000 Bewerbungen auf den Büroleiterposten finde er „toll“, allerdings betont er: „Nicht jeder, der auf Facebook ein ,Like' drückt, ist gleich ein Bewerber. Aber es ist sicher der größte Zuspruch für einen Generaldirektor, den es wahrscheinlich in der langen Geschichte gegeben hat.“

Auf die Frage, warum der Posten des Büroleiters als „Leitender Redakteur“ in der Gehaltsstufe 16 ausgeschrieben wurde, sagt Wrabetz der APA: „In den vergangenen 20 Jahren sind alle Büroleiter des Generaldirektors mit der Gehaltsstufe 16 besetzt worden. Größere Geheimnisse verbergen sich nicht dahinter. Es ist damit keine Redaktionsleitung verbunden. Die Arbeitsbilder sind schon ein wenig alt und ich verstehe daher, dass man darüber diskutieren will. Soweit rückverfolgbar bis Anfang der 1990er Jahre, war die Stelle aber immer so besetzt.“

Einen Tag nachdem der designierte ORF-Büroleiter Niko Pelinka sich in der „Krone“ zur Causa zu Wort meldete, gab auch der ORF-Chef der Tageszeitung ein ausführliches Interview. Dort sagt er, er bedauere „die Diskussion, in der sich ja auch viele Feinde des ORF zu Wort gemeldet haben“, gibt sich aber zuversichtlich, dass das Thema Niko Pelinka in sechs Wochen vergessen sein werde. Zudem habe er mit der verspäteten Ausschreibung nicht gegen das ORF-Gesetz verstoßen. Und zur APA sagt er: „Jetzt werden wir mal dieses Verfahren ordentlich zu Ende bringen und dann wird schon wieder Ruhe einkehren.“ awa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2012)

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