Der „Presse“ liegt der Originaltext für den gekürzten „ZiB“-Beitrag zu angeblich von Werner Faymann bestellten Asfinag-Inseraten vor.
Von „Verschwörungstheorien“ sprach ORF-Chefredakteur Fritz Dittlbacher in seinem Leserbrief an die „Presse“, in dem er sich über die Berichterstattung über einen verkürzten „ZiB“-Beitrag zu angeblich von Werner Faymann bestellten Asfinag-Inseraten beschwert. Er und Redakteurssprecher Dieter Bornemann dementieren, dass ein 55-Sekunden-Bildbeitrag aufgrund politischer Intervention zur 32-Sekunden-Moderation herabgestuft wurde: Der Beitrag sei nicht fertig gewesen, die Entscheidung aus rein journalistischen Gründen gefallen.
Der „Presse“ liegen die Originaltexte vor. Jener für den Bildbeitrag hätte gelautet: „Werner Faymann 2007 als Verkehrsminister. Gerne hat er selbst die Hand im Spiel. Und das offenkundig nicht nur, wenn es um die Eröffnung neuer Straßenstücke ging. Auch bei der Vergabe von Asfinag-Inseraten. ,Und das sogar am Vorstand vorbei', wird der Informant im Ö1-Mittagsjournal zitiert. Anfangs habe es darüber vorab noch Gespräche gegeben, später habe man nur mehr die fertigen Anzeigen gesehen und die Rechnung beglichen. Die Angaben decken sich mit einem internen Asfinag-Revisionsbericht, den das ,Profil' jetzt veröffentlicht. Mehrere hunderttausend Euro sollen so – wie schon bei den ÖBB – an verschiedene Medien geflossen sein. Die Vorwürfe sind nicht ganz neu. Schon im Wahlkampf 2008 sah die ÖVP die Asfinag-Gelder durch Faymann missbraucht. Damals wie heute wiesen sowohl SPÖ als auch Asfinag Einflussnahme auf Anzeige-Kampagnen zurück. Und Asfinag-Chef Alois Schedl beteuert: Es habe keine Inseratenvergabe am Vorstand vorbei gegeben.“
Bildbeitrag stärker als nur Moderation
Die Moderation lautete dann so: „In der Inseratenaffäre verdichten sich jetzt die Hinweise, dass Bundeskanzler Werner Faymann in seinem früheren Amt als Verkehrsminister auch Einfluss auf Inseratenaktionen der Asfinag genommen haben könnte. Ein Asfinag-Insider gibt gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal Hinweise darauf, dass das Unternehmen oft erst NACH Schaltung der Inserate in den Medien davon Kenntnis bekommen habe – und dann auch die Rechnung zugestellt bekommen hat. Im Bundeskanzleramt als auch bei der Asfinag weist man die Vorwürfe heute zurück.“
Der zweite Text ist weniger kommentierend und viel nachrichtlicher, zudem hätte ein Bildbeitrag andere Wirkung erzielt als eine reine Moderation. Aus „ZiB“-Kreisen heißt es, Intervention finde heute subtiler statt. Oft ist sie – wie im genannten Fall – schwer zu beweisen. Manchmal braucht die Redaktion einen guten Grund, um zu berichten: Als eine Woche später die „Presse“ stichhaltigere Beweise, in Form von Dokumenten, in der Asfinag-Inseratengeschichte als „Profil“ bot, berichtete die „ZiB“. awa