Im Wortlaut: Der offene Brief der freien ORF-Mitarbeiter

Wortlaut offene Brief freien
Wortlaut offene Brief freien
  • Drucken

Die freien Mitarbeiter des ORF fordern gerechte Entlohnung und soziale Absicherung. Die Honorare sollen um 100 Prozent erhöht werden.

Sehr geehrter Herr Amon, sehr geehrter Herr Dr. Wrabetz!
Sehr geehrte Damen und Herren des Stiftungsrats!

Der ORF als öffentlich-rechtliche Sendeanstalt hat gegenüber seinen MitarbeiterInnen soziale Verantwortung. Zu Recht ist der ORF stolz auf die Qualität vieler Sendungen. Insbesondere Ö1 als erfolgreichster Kultursender Europas erfüllt den Bildungsauftrag zu 100%. Hörfunkdirektor Karl Amon bezeichnete das Jahr 2011 als „erfolgreichstes Preis- und Quotenjahr der Ö1-Geschichte." Hinzufügen muss man, dass 12 von 16 Auszeichnungen an Freie MitarbeiterInnen gingen!

Doch der hochgelobte Qualitätsjournalismus basiert auf prekären Beschäftigungsverhältnissen.

Klar ist: Wir, hunderte Freie MitarbeiterInnen, machen Programm! In vielen Redaktionen liefern wir bis zu 100% der Sendeinhalte. Ohne uns würde der ORF nicht funktionieren.

Viele von uns arbeiten seit Jahren bzw. Jahrzehnten für den ORF und verdienen trotz Vollzeitarbeit um die 1000 Euro netto pro Monat. Oft ohne bezahlten Urlaub, bezahlten Krankenstand oder 13. und 14. Gehalt. Damit liegt unser Einkommen nur knapp über dem Existenzminimum. Diese Arbeitsbedingungen sind existenzgefährdend, krankmachend und einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt unwürdig. Unsere Pensionsansprüche sind so gering, dass uns im Alter ein Dasein als SozialhilfeempfängerInnen erwartet.

Seit drei Jahren verhandeln wir unsere Arbeitsbedingungen mit der Geschäftsführung - bisher ohne Ergebnis. Vielmehr mussten wir feststellen, dass wir Freie MitarbeiterInnen vom Management nicht als Personal-, sondern als "Sachkosten" abgerechnet werden.

Wir fragen Sie: Wie rechtfertigen Sie diese Missstände?

Wir AutorInnen und GestalterInnen fordern deshalb:

- soziale Absicherung

- gerechte Entlohnung.

Das bedeutet eine rasche Anpassung der Honorare an die Standards im deutschsprachigen Raum. Konkret: Eine Erhöhung um mindestens 100%.

Schließlich misst sich auch das ORF-Management an internationalen Gehaltsstandards.

Gezeichnet: Die Freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ORF


http://orffm.wordpress.com/

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Medien

Küberl: „Eindruck von Wahlgeschäften“ im ORF vermeiden

Der ORF-Redakteursrat legt den Klubobleuten der Parlamentsparteien ein „Sündenregister“ der Stiftungsräte vor – und Ideen für ein neues ORF-Gesetz. Der Stiftungsrat müsse „sich selbst erneuern“ und schrumpfen.
Nach Protest soll rasch
Medien

Nach dem Protest soll im ORF rasch Ruhe einkehren

Der Imageschaden für ORF und SPÖ ist da: 61 Prozent der Österreicher glauben, die SPÖ regiert den ORF, ermittelt das "Profil".
Franz Schuh Unabhaengigkeit reiner
Medien

Franz Schuh: "Die Unabhängigkeit ist ein reiner Fetisch"

Der Essayist und Vielfernseher spricht über die "Tragödie", die die aktuellen ORF-Ereignisse für ihn sind, den Wandel der Sozialdemokratie und das hochgesteckte, aber unerreichbare Ideal der Unabhängigkeit.
Medien

Kuchenbrösel und die gelbe Karte für den ORF-Chef

Weniger Kritik als erwartet erntete Alexander Wrabetz von den Stiftungsräten - dafür erhielt er von den freien Redakteuren eine Protesttorte. Bis Juni müssen 540 Mitarbeiter umsiedeln.
Medien

„ORF-Debatte war wie Volksbegehren via Social Media“

Kommunikationsexperte Hannes Haas (Uni Wien) meint, der Stiftungsrat sollte kleiner, seine Arbeit transparenter werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.