Causa Pelinka: Wrabetz von Protesten "beeindruckt"

Der Generaldirektor glaubt nicht, dass der ORF durch die Büroleiter-Debatte Schaden genommen habe, im Gegenteil: Sie habe gezeigt, wie wichtig die Unabhängigkeit des ORF für viele ist.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sieht den ORF nach der Causa Pelinka offenbar gestärkt und will die öffentliche Diskussion für den ORF nutzen. So sei er etwa "positiv beeindruckt" vom großen Interesse der Öffentlichkeit am Unternehmen ORF und hoffe, dass die Zivilgesellschaft sich ebenso für den ORF stark macht, sollte die Medienbehörde das Unternehmen in Hinblick auf seine Möglichkeiten im Social-Media-Bereich beschränken wollen. Der auf Twitter und Co. geführte Kampf um die Unabhängigkeit des ORF habe für Wrabetz nur noch mehr verdeutlicht, dass man hier präsent sein muss.

Dass er mit seinem Verhalten in der Causa Pelinka dem Image des ORF geschadet haben könnte, wie in den vergangenen Tagen häufig kritisiert wurde, sieht Wrabetz "nicht so". Vielmehr sei seine Verlautbarung vom Donnerstag vom Aufsichtsgremium "sehr anerkannt worden" ebenso wie die Art, "wie ich das gelöst habe", so Wrabetz nach der Sondersitzung des Stiftungsrates am Freitag. Dass das Ansehen der Informationskompetenz des ORF nicht gelitten habe, beweisen für den Generaldirektor "die hervorragenden Zuschauerwerte für unsere Informationssendungen", vor allem die der "Zeit im Bild 2".

Parteipolitik bei Postenbesetzung? "Unsinn"

Dass den geplanten und nun abgeblasenen Postenbesetzungen im ORF parteipolitische Vereinbarungen zugrunde gelegen hätten, wies Wrabetz erneut zurück. "Es ist schlicht und einfach Unsinn, jetzt so zu tun, als hätten die Besetzungen irgendwas mit dem Stimmverhalten bei der Generaldirektorenwahl zu tun", so Wrabetz. Schließlich sei er "ohne realen Gegenkandidaten" angetreten und mit größtmöglicher Zustimmung gewählt worden, da wäre das Stimmverhalten einzelner nicht ausschlaggebend gewesen.

Rückendeckung bekam Wrabetz auch vom Kaufmännischen Direktor Richard Grasl, der meinte, der Generaldirektor hätte sein Direktorium in den vergangenen Wochen intensiv in die Debatte um die Postenbesetzungen eingebunden und alle hätten ihm den Rücken gestärkt. Für Grasl sei dieser Zusammenhalt unter den Direktoren ein positives Zeichen für die neu begonnene Geschäftsführungsperiode.

"Kein Spielraum" für große Anstellungswelle

Den Protest der Freien Mitarbeiter, die vor der Sitzung mit Flugblättern und Kuchenkrümeln auf die zum Teil prekären Arbeitsbedingungen hingewiesen haben, nutzte Wrabetz für die Forderung nach einer permanenten Refundierung der Gebührenbefreiungen. So gebe es derzeit "keinen Spielraum" für eine große Anstellungswelle von Freien Mitarbeitern, eventuell aber ab 2014, sollte der ORF die dauerhafte Refundierung bekommen. Er wolle aber prüfen lassen, ob in Einzelfällen Handlungsbedarf bestehe. Der Stiftungsrat hat Wrabetz damit beauftragt, bis zur nächsten Sitzung im März Informationen über die Anzahl der betroffenen Freien Mitarbeiter und über deren Arbeitsbedingungen vorzulegen.

Eigentlicher Anlass der Sondersitzung waren "gravierende Verschlechterungen in der Bausituation" des ORF-Zentrums. Insgesamt seien vor Weihnachten drei unterschiedliche Mängel am Haus aufgetaucht, die jeweils für sich genommen keinen unmittelbaren Handlungsbedarf benötigen würden. In der Kumulation aber räumen die Sachverständigen dem ORF eine Frist von einem Jahr ein, um die Mängel zu prüfen, sagte Grasl. Zu diesem Zweck müssen Ende Juni bis Anfang Juli 540 administrative Mitarbeiter absiedeln. Die Produktion, also Schnitt- und Regieplätze, bleiben weiter am Küniglberg. Ein Alternativstandort soll bis April feststehen, so Grasl. Die Entscheidung darüber, ob die ORF-Zentrale künftig weiter am Küniglberg oder aber in St. Marx stehen soll, müsse bis zur Absiedelung der Mitarbeiter gefallen sein, meinte der grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher, der der Arbeitsgruppe Standort vorsitzt.

(APA)

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