Trotz Sparzwang: Mehr Geld für freie ORF-Mitarbeiter

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Symbolbild(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Hans Oberlaender)
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Die freien Mitarbeiter von Fernsehen und Radio wollen ihre prekäre Lage klarmachen. ORF-Radiodirektor Karl Amon sagt: „Denen gehört geholfen.“ Nach der Revolte wünschen sich die Redakteure jetzt Veränderungen.

Alexander Wrabetz ist seit der Vorwoche ebenso auf Tauchstation wie Niko Pelinka. Nur im ORF-Spätabend erscheint der verhinderte Büroleiter noch – verkörpert von Nicholas Ofczarek. In der jüngsten Folge der „Staatskünstler“ antworten er und SPÖ-Geschäftsführerin Laura Rudas auf das Protestvideo der ORF-Redakteure, mit einem eigenen Protestvideo unter dem Slogan: „Der ORF gehört den Parteien.“

Auch wenn sich die hauseigenen Staatskünstler ein weiteres Mal an dem SPÖ-nahen ehemaligen Stiftungsrat abarbeiten, ist ORF-intern aus der Sache Niko P. längst etwas anderes geworden: die Hoffnung auf so etwas wie eine Totalreform. Wirklich vom Tisch sind nach der Erklärung von Wrabetz aus der Vorwoche nur zwei Dinge: Er bekommt keinen neuen Büroleiter, behält seinen alten, und es wird keinen Bundesländerkoordinator geben. „Alle anderen Dinge muss man sich jetzt anschauen“, sagt Redakteursratssprecher Fritz Wendl.

Nur stockend zurück in die Normalität

Der ORF kehrt also auch in Woche eins nach dem Aufstand noch nicht richtig zur Normalität zurück. Gerade in nächster Zeit wird weiterhin fleißig versammelt, diskutiert und besprochen. Den Anfang machen am Montag die freien Mitarbeiter von Fernsehen und Radio, die Personalchef Reinhard Scolik ihre prekäre Lage klarmachen wollen.

Am Freitag folgt ein Treffen mit Radiodirektor Karl Amon. Der kündigt gegenüber der „Presse“ eine rasche Lösung an. Er verstehe die 50 bis 100 Mitarbeiter, die ihren beruflichen Mittelpunkt im ORF-Radio hätten, aber dennoch nicht von ihrer Arbeit leben könnten: „Denen gehört geholfen“, sagt er. Eine Anstellung kann auch er nicht versprechen, ihm schwebe aber im Rahmen der Gesetze eine Mindestpauschale über dem jetzigen Niveau vor, wofür die Mitarbeiter eine gewisse Mindestleistung erbringen sollen. „Und wenn sie Mehrarbeit leisten, sollen sie auch zusätzlich etwas verdienen.“

Gesprächsbereit ist auch die Politik. Der Redakteursrat hat in einem offenen Brief an die Parlamentarier eine ORF-Gesetzesreform gefordert. Termine mit Josef Cap (SPÖ) und Karlheinz Kopf (ÖVP) sind für Februar fixiert, der mit Eva Glawischnig (Grüne) soll folgen.

Am Dienstag treffen sich die Sprecher der Fernsehredakteure zum Hearing der zehn Bewerber für die Leitung der Programmentwicklung, für die sich u. a. Radio-Chefredakteur Stefan Ströbitzer interessiert. Die neue Abteilung innerhalb der Fernsehdirektion, in der etwa Konzepte für neue Fernsehsendungen erarbeitet werden sollen, betrifft alle Fernsehabteilungen, daher dürfen die Redakteure einen Personalvorschlag machen. Am Dienstag stellt sich auch erstmals TV-Direktorin Kathrin Zechner den Journalisten. Und in Innsbruck kommen alle ORF-Betriebsräte zusammen, bevor Mitte Februar die Zentralbetriebsratswahl stattfindet.

Offener Brief des Roland-Rainer-Komitees

Kritik von außen kommt indes von einer Reihe renommierter Architekten, die das von Roland Rainer erbaute ORF-Zentrum „gefährdet“ sehen. Das Roland-Rainer-Komitee (darunter dessen Tochter Johanna Rainer, Peter Noever, Carl Pruscha und Gregor Eichinger) hat am Freitag einen offenen Brief an ORF-Chef Wrabetz geschrieben: Sie bitten „höflich“ darum, die Pläne zur Sanierung des Baus offenzulegen und in alle wesentlichen Entscheidungen eingebunden zu werden.

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