Hinterseer: "Wir wollen doch alle eine heile Welt"

Interview: Hans Hinterseer über Heimat, Berge, unerwarteten Erfolg, "bärige" Autogrammjäger und den Grund, warum nicht er, sondern DJ Ötzi als "Anton aus Tirol" Furore gemacht hat.

Die Presse: Als Hansi Sandgruber sind Sie auch in der Heimatfilm-Reihe "Da, wo es noch Treue gibt" ein Guter. Das Böse reizt Sie nicht?

Hans Hinterseer: Das ist ein Film, bei dem ich mich nicht verstellen muss. Ich könnte keinen Professor an der Universität spielen. Geschweige denn einen miesen Kerl. Und ich bin auch kein Fan von brutalen Filmen. Ich bin ein Verfechter der Filme, die wir machen. Das sind einfache Filme, wo viel Gefühl dabei ist . . .

. . . und viel Heimat.

Hinterseer: Ja, das sind Filme, die, wenn man so will, heimatlich sind. Wo wir heile Welt spielen, die es sicherlich nicht gibt.

Sie sind quasi in der Heimatwerbung - wie bedankt sich Tirol? Sind Sie Ehrenbürger?

Hinterseer: Ehrenbürger wird man, glaub ich, erst ab 70 oder 80. Aber ich weiß, dass ich viele Fans zu Hause habe, die das sehr schätzen und auch geschäftlich spüren, dass das gut läuft - die Wanderungen und die Open-Airs. Das ist ein wirtschaftlicher Zweig, der sich enorm entwickelt hat und von dem viele profitieren. Da kommen Leute sogar aus Australien zu uns.

Sie waren der Musik schon früh verbunden, damals in einer Hütte ohne Strom. Hat sich abgezeichnet, dass Sie Sänger werden?

Hinterseer: Nein, das war nie geplant.

Dennoch wurden Sie Teil der Jack-White-AG, die 500 Millionen Tonträger umgesetzt hat - vier Millionen von Ihnen.

Hinterseer: Ich kenne Jack White seit vielen Jahren. Einmal - er hatte Geburtstag - hatte ich eine Schnapsidee und habe ihm mit der Ziehharmonika aufgespielt. Drei Tage später hat er gesagt: Mit dir möchte ich eine Platte machen. Und ich hab gesagt: Vergiss es. Des brauch i net, des will i net, des mag i net.

Was hat Sie umgestimmt?

Hinterseer: Meine Frau hat gesagt: Du hast ja nichts zu verlieren. Und Toni Sailer, Franz Beckenbauer, Karl Schranz - die hatten alle schon eine Platte. Da habe ich mir gedacht: Eigentlich könnte ich auch eine machen, damit ich sagen kann: Habt's mi gern. Dass sich das so entwickelt, hat keiner geglaubt.

Nach Ihrer ersten CD "Wenn man sich so lieb hat" ist der Erfolg über Sie hereingebrochen?

Hinterseer: Das war nicht geplant. Wir haben hart daran gearbeitet. So ist das ja nicht, dass man auf die Bühne geht und ein bisserl lacht und singt. Da steckt mehr dahinter.

Sie wollen die Leute mir Ihrer Musik glücklich machen. Welche Musik macht Sie glücklich?

Hinterseer: Vieles. Die urige Volksmusik, wo man in der Stube beieinander sitzt, mag ich narrisch gern. Soul-Music, 50er, 60er, 70er Jahre durch die Bank, Countrymusic.

Ist es nicht lästig, wenn man so oft nach einem Autogramm gefragt wird?

Hinterseer: Ich bitte gar schön - was macht das? Unterschreiben, ein paar nette Worte, und der ist glücklich. Wenn er vorbei geht, dann fragst du dich: Habe ich etwas falsch gemacht? Ich habe da kein Problem: ein Foto, ein Autogramm - bärig!

Ihre Fans wollen von Heimat hören und von der heilen Welt, die es aber nicht gibt?

Hinterseer: Wir wünschen uns doch alle eine heile Welt. Natürlich haben wir genauso unsere Probleme, unsere brutalen Fetzereien. Furchtbar, eigentlich. Aber wenn du am Berg oben stehst und ins Tal schaust, merkst du, wie unwichtig wir alle zusammen sind. Und die Berge stehen da - Millionen von Jahren. Das ist eine heile Welt.

Vor ein paar Jahren haben Sie mit "Vater, dein Wille geschehe" eine spirituelle LP gemacht. Was war der Beweggrund dafür?

Hinterseer: Ich bin sehr gläubig, bete sehr viel. Wir haben uns gedacht: Es gibt viele Menschen, die krank sind, alleine sind, die einen Glauben suchen, etwas, wo sie sich anklammern können. Das ist ja nichts Schlechtes.

Stimmt es, dass Ihnen das Lied "Anton von Tirol" zuerst angeboten wurde, vor DJ-Ötzi?

Hinterseer: Jack hat damals die Rechte gekauft, ich glaube, halbe-halbe mit Herbert Fechter. Jack hat mir das Lied dann angeboten. Und ich habe gesagt: Das ist bärig, das Lied. Aber ich kann das nicht singen: I bin so schön, i bin so toll . . . das kann i net. Des bin net i. Das hat er akzeptiert. Und der Gerry hat das fantastisch gemacht.

Was bei Niki Lauda das Käppi und bei Robert Seeger der Norwegerpulli ist bei Ihnen die Föhn-Frisur. Bewusstes Markenzeichen?

Hinterseer: Das war nie ein Thema. Das ist eine Haarpracht, die gefällt mir einfach.

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