Zeit des Schenkens

Weihnachten ist auch die Zeit des Schenkens. Wie viel soll man dabei für Medien ausgeben? Soll man Videospiele besorgen? Den neuesten Blockbuster? Oder wirklich Sinnvolles?

Am Montag, also jetzt gleich, haben wir Konsumenten die letzte Gelegenheit, für dieses Jahr Weihnachtsgeschenke zu besorgen, auf dass die Schrift erfüllt werde, dass jeder Österreicher zu dieser Gelegenheit an die 300 Euro ausgebe. Es scheint eine Menge Geld für Bratäpfel und Lebkuchensterne zu sein, sogar für Parfum, Rasierwasser oder Punsch wäre das ein ansehnlicher Betrag. Aber die Summe sieht bescheiden aus im Vergleich zu dem, was umgesetzt wird, wenn Medienriesen schenken.

Was kostet es zum Beispiel, wenn einer wie Rupert Murdoch fragt: „Schatz, soll ich dir eine neue Zeitung holen?“ Oder wenn ein Hollywood-Mogul seinen Kindern einen neuen Film beschert?

Gehen wir einmal zu den hochpreisigen Gaben. Herr Murdoch musste vor fünf Jahren fünf Milliarden Dollar lockermachen, um „The Wall Street Journal“ zu erwerben, die angesehenste Wirtschaftszeitung der USA. Das war noch vor der globalen Krise 2008, also wird dieser Einkauf wohl noch lange in den Charts des Gedruckten weit oben stehen. Immerhin wurde mit dem „WSJ“ ein ganzer Konzern gekauft. So teuer sind Printprodukte heute selten.

Zu den Medienpaketen, die bei Investoren immer beliebter werden, zählen Videospiele. Diese massentauglich zu entwickeln kostet inzwischen manchmal mehr als ein Blockbuster im Film. Wer den Kleinen also das neueste „World of Warcraft“ oder „Grand Theft Auto“ unter den Christbaum legt, sollte wissen, dass die Produzenten dafür bereits mindestens hundert, wenn nicht mehrere hundert Millionen Dollar investiert haben. Es zahlt sich trotzdem aus. „Halo 3“ soll einst nur 60 Millionen Dollar gekostet haben. Aber bereits am ersten Verkaufstag 2007 betrug der Umsatz mit diesem Spiel 170 Millionen Dollar. Bei „Halo 4“ waren es dann gar 220 Millionen Dollar.

Mit solchen Zahlen können nur die Spitzenprodukte des Kinos mithalten. Peter Jacksons „Hobbit“ hat allein in den USA am ersten Wochenende an die 85Millionen Dollar eingespielt. Kosten wird jeder Teil der geplanten Trilogie zwischen 240 und 300 Millionen Dollar (Teil II ist bereits gedreht und kommt zu Weihnachten 2013 auf den Markt). Es wird also noch ein paar Tage dauern, bis sich „The Hobbit I–III“ rentiert. Das Vorbild war jedenfalls gewinnbringend. Mit „Der Herr der Ringe“ hat Jackson (inklusive Merchandising) die bisher erfolgreichste Filmtrilogie geschaffen: An die drei Milliarden Dollar wurden insgesamt eingespielt. Dafür könnte man derzeit wahrscheinlich sogar locker „The Wall Street Journal“ kaufen.

Womit wir bei einem bescheidenen Weihnachtswunsch wären, ohne Bratäpfel mit Vanillekipferln vergleichen zu wollen. Bei diesen Summen klingt es geradezu bescheiden, wenn österreichische Zeitungsmacher gern hätten, dass die Presseförderung für alle Printmedien von derzeit elf Millionen Euro kräftig angehoben würde. Auf 50 Millionen? Für einen Hobbit ist selbst diese Summe zwergenhaft.

norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2012)

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