Der Mediator

Beim »Spiegel« wurden zwei alte Hasen an der Spitze abgelöst. Aus strategischen Gründen, wie die Geschäftsführung in Hamburg sagt. Oder sind es doch familiäre Rücksichten?

Neuigkeiten aus der
Welt der NachrichtenDie Qualität eines Mediums zeigt sich besonders dann, wenn es über sich selbst berichtet. Nicht immer macht man dabei gute Figur, wie das deutsche Magazin „Der Spiegel“ eben vorführt: Dessen Chefredakteure, Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron, wurden „wegen unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung mit sofortiger Wirkung abberufen und beurlaubt“, meldete ihre Redaktion online. Die beiden werden als erfahrene Journalisten porträtiert, die den Führungsanspruch des Magazins behaupten konnten.

Kleiner Schönheitsfehler: Beim Berichten über die Interna des Magazins war diesmal die Springer-Presse schneller. Sie meldete den Vollzug der Ablöse, Tage bevor er offiziell beschlossen war. Und in der „Welt“ durfte Henryk M. Broder über seinen Intimfeind Jakob Augstein als möglichen neuen Chefredakteur des „Spiegel“ ätzen. Selbst für Broders Maßstäbe war diese „Empfehlung“ infam.

Was lief also so falsch bei der Strategie der Exchefs, dass sie so rasch beurlaubt wurden, als hätten sie silberne Löffel gestohlen? Sie sollten Print und Online enger zusammenführen, konnten sich aber offenbar nicht darauf einigen, wie das gehen soll. Zu ihrer Entlastung: Wer weiß das wirklich in unserer Branche? Das Wie der Abgänge soll so würdelos gewesen sein, wie es heute üblich ist. En passant wurden die Chefs zuletzt informiert. Ihr Abschied passte aber zur „Spiegel“-Tradition. Mascolo soll grußlos gegangen sein und von Blumencron rührende Abschiedsworte gefunden haben.

norbert.mayer@diepresse.com diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2013)

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