Die Krim

Die "Moscow Times" fasst in einer Kolumne zusammen, was andere schreiben. Derzeit gibt es nur ein Thema für Schlagzeilen: die Krim.

Die Sicht der USA und der EU in der Konfrontation von Moskau und Kiew ist bei uns inzwischen hinlänglich bekannt. Mehr Demokratie und sogar Sanktionen wagen. Was aber haben russische Zeitungen zu bemerken? Was schreibt man im Reich des Autokraten Putin? Es wird sogar differenziert.

„Krim geht zur Volksabstimmung“, meldet das Wirtschaftsblatt „Kommersant“. Es sieht dies als Chance für Moskau, Druck auf die Ukraine auszuüben, ein Argument gegen den Westen zu haben. „Krim bietet Russland an, Chruschtschows Fehler zu korrigieren“, schreibt die an sich seriöse „Nezavisimaja Gazeta“. Der Fehler des aus der Ukraine stammenden KP-Chefs war ein „Geschenk“: Ab 1954 ließ er die Halbinsel von Kiew aus verwalten.

„Warum dieses Referendum?“, wird hingegen von der als recht objektiv geltenden „Wedomosti“ gefragt, einem Gemeinschaftsprojekt von „Financial Times“, „Dow Jones“ und „Sanoma“. Zur leisen Kritik gibt es folgende Erklärung: Eine Krim mit mehr Autonomie würde Russland im „Spiel mit dem Westen“ einen Vorteil bringen. Auch das einst einflussreiche Qualitätsblatt „Izvestia“ formuliert vorsichtig negativ: „Krim erzwingt eine historische Wiedervereinigung mit Russland“.

Der Spieß wird von „Moskovskij Komsomolets“ umgedreht: „Wird Russland die Krim als ihren Teil akzeptieren?“, fragt das Massenblatt. Das klingt rhetorisch. Die „Komsomolskaja Prawda“, einst Kampfblatt der KP-Jugend, nun eine Boulevardzeitung im Umkreis von Gazprom, hat bereits eine Antwort: „Unsere Berliner Mauer fällt“.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2014)

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