Chefposten

Multimilliardär Michael Bloomberg übernimmt demnächst wieder den Chefposten der von ihm gegründeten, gleichnamigen Firma. Er will sie viel stärker auf digitale Medien fokussieren.

Lang hat der relative Ruhestand des 72-jährigen Geschäftsmanns und Ex-Politikers Michael Rubens Bloomberg nicht gedauert. Erst Ende 2013 hatte er sich nach zwölf erfolgreichen Jahren als Bürgermeister von New York City verabschiedet. Sensationelle 70 Prozent Zustimmung hatte er bei diesen anspruchsvollen Großstädtern in der besten Zeit erzielt (vor dem Finanzcrash von 2008). Nun wollte sich der Nachfahre russisch-polnischer Immigranten eigentlich vor allem den guten Werken widmen, wie das reifen Superreichen in den USA oft eigen ist. Nur ganz wenig Präsenz im Büro war geplant, um Daniel Doctoroff über die Schulter zu schauen, dem einstigen Investmentbanker, der dann bis Ende 2007 sein Vizebürgermeister, schließlich CEO von Bloomberg L.P.wurde. Jetzt bleibt Bloomberg jedoch länger im Office, während sein bisheriger Nachfolger, der die Finanznachrichtenagentur durch turbulente Jahre geführt hat, diese Ende des Jahres verlässt.

Unter Doctoroff ist der Umsatz um zwei Drittel auf über neun Milliarden Dollar gestiegen, der Marktanteil beträgt inzwischen ungefähr ein Drittel. Ist da noch Spielraum nach oben? Wenn man jemandem noch mehr Erfolg zutraut, dann ist es dieser Gründer. Bloomberg hatte nach seinem Ausscheiden von der Investmentbank Salomon Brothers die Abfindung (zehn Millionen Dollar) 1982 zur Gründung einer eigenen Firma verwendet. Die geniale Idee zu Beginn der Boomjahre: Ein Datenmonitor für Investmentbanken. Bald nutzte Bloomberg alle verfügbaren Kanäle für seine Nachrichtenagentur: pure News über Terminals, Radio, TV, Magazine. Was wollen seine Kunden? Fakten, Fakten, Fakten, vor allem aber tiefe und präzise Analysen. 16.000 Mitarbeiter gibt es inzwischen an circa 200Standorten. Zu 88 Prozent gehört dieser Medienkomplex dem Gründer. Sein Vermögen soll sich auf 33 Milliarden Dollar belaufen.


Politische Programme. Was also ist von diesem innovativen Mann zu erwarten? Laut „The New York Times“ werden im Oktober die Website Bloomberg Politics und ein entsprechendes TV-Programm präsentiert. Damit soll das digitale Profil geschärft werden. Für diese Aufgabe wurde letzten Sommer Justin Smith an Bord geholt, ein Guru für neue Medien. Er ist 45, und auch Josh Tyrangiel, der Chef von „Bloomberg Businessweek“, gehört mit 41 einer jüngeren Generation an, die federführend bei den Reformen sein soll. Themen wie Technologie und Luxus sollen ebenfalls digital aufbereitet werden.

Im Internet sieht Bloomberg demnach massiven Aufholbedarf. Diese Pläne gehen weit über das Kerngeschäft von Abonnenten im Finanzsektor hinaus. Es ist leicht möglich, dass dieser Entrepreneur in der akuten Phase des Umbruchs demnächst auf Shoppingtour geht. Die größten Markennamen könnten ihm dafür gerade recht sein.

norbert.mayer@diepresse.com
diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2014)

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