Die Enthüller werden enthüllt

Die Pariser Tageszeitung "Le Monde" ist den angeblichen Geschäften von Ex-Präsident Sarkozy auf der Spur. Die Wochenzeitschrift "Valeurs Actuelles" ist auf der Spur der Enthüller.

Darf ein Journalist beim Aufdecken die Grauzone von Behörden benutzen? Muss er diese indiskreten Quellen schützen? Natürlich, wird jeder liberale Leser sagen. Darf ein konkurrierender Kollege dem enthüllenden Journalisten hinterherrecherchieren und publizieren, welche Quellen der benutzt hat? Natürlich, wird jeder wirklich liberale Leser sagen. Gleiche Rechte und Regeln für alle. Oder?

In Frankreich ist derzeit das angeblich linksliberale Blatt Le Monde nicht dieser Ansicht. Es will die offensichtlich weit rechts stehende Wochenzeitschrift Valeurs Actuelles klagen, weil deren Reporter möglicherweise den Starjournalisten Gérard Davet und Fabrice Lhomme in Ministerien und Polizeistellen gefolgt sind. Le Monde will nun prüfen lassen, ob das etwa gar Spionage sei.

Die konservativ-liberale Frankfurter Allgemeine Zeitung findet wiederum dieses Verhalten irritierend: „Enthüllte Enthüller“ würden überreagieren, meint Jürg Altwegg. Er hat damit wohl recht. Denn Valeurs Actuelles bedient sich doch nur ähnlicher Methoden wie Le Monde, zapft die Exekutive an, lässt sich in Ministerien Indiskretionen zukommen.

Nur die Ziele sind sehr unterschiedlich. Das rechte Magazin will mit aller Macht den sozialistischen Staatspräsidenten Hollande los werden. Das linksliberale Blatt versucht seit Jahren, Ex-Staatspräsident Sarkozy dubiose Geschäfte nachzuweisen. Meist geht es um Schmiergelder oder Waffen. Bisher aber konnte es Sarkozy, der von der Justiz abgehört wurde, wie Le Monde enthüllte, nichts nachweisen. Er kehrt jetzt sogar in die Politik zurück.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2014)

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