RT Deutsch

Wer zum Putin-Versteher werden will, sollte sich unbedingt RT Deutsch anschauen. Der Zweck des neuen Senders ist es, die Politik des russischen Staatspräsidenten zu verteidigen.

Propaganda, dieses aus dem Lateinischen entlehnte Wort, das nach der Kirche im 19.Jahrhundert auch radikale Linke und tätige Anarchisten gern benutzten, hat unter Russlands Präsident Wladimir Putin im Medienimperium Rossija Segodnja (übersetzt: Russland Heute) zu neuer Form gefunden. Bisher haben diese Staatskanäle als Agentur, in Rundfunk und Netz, unter anderem auf Russisch, Englisch, Arabisch und Spanisch, angeblich eine Reichweite von 700 Millionen. Moskau ist also nicht nur politisch-militärisch, sondern sogar medial auf Expansion, es lässt sich diese jährlich umgerechnet eine Viertelmilliarde Euro kosten.

Seit November dürfen Deutschsprachige ebenfalls dabei sein, wenn es bei www.rtdeutsch.com darum geht, Putins Weltbild zu verstehen. Vorerst können sie vor allem per Streaming erfahren, warum der rote Zar so toll, der Westen so korrupt und der noch nicht unterworfene Teil der Ukraine so terroristisch ist. Schützenhilfe erhält Putin bisher vor allem von der deutschen Linken, eigenen Experten und neugierigen Journalisten, die sich ins Studio einladen lassen, um zu sehen, was dort läuft.


Manipulation läuft dort – auch so ein Lehnwort, das Fingerfertigkeit verspricht. RT Deutsch lässt ukrainisches Militärs ausrasten und Deutschlands Armut wachsen. USA? Böse! Putin aber? Berichte über ihn würden von ARD und ZDF dreist manipuliert. Sie zeigten ihn beim G20-Gipfel in Sydney „einsam und verlassen“. Frechheit! Alles nicht wahr: Moskaus Medien sind doch immer ganz nah dran an ihm und tief drin in den Interna des Kreml.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2014)

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