Terroristen

Der Islamische Staat produziert professionelle Filme über seine Morde. Offenbar manipulieren die Terroristen auch sonst verstärkt das Netz.

Twitter gilt als eines der schnellsten Medien im Internet. Sein Tempo macht es auch verwundbar für Manipulation, etwa durch eine Syrian Electronic Army, die seit Kurzem durch die Computerwelt geistert. Letzte Woche war die US-Army unter den Opfern solcher Hacker, als einige ihrer Konten unterwandert wurden. Man vermutete hinter der Attacke Extremisten, vielleicht aus dem Dunstkreis des IS, dessen Spezialisten fast alle Möglichkeiten westlicher Technik beherrschen. Auch die New York Post wurde inzwischen über Twitter angegriffen. Eine Schlagzeile des Boulevardblattes im Netz verkündete zum Beispiel, dass laut Papst Franziskus der Dritte Weltkrieg begonnen habe. Die Unterwanderung wurde von der Redaktion umgehend erkannt, sie tilgte mehrere Falschmeldungen. „Unser Twitter-Konto wurde für kurze Zeit gehackt, wir untersuchen das“, schrieb @nypost. „Wie wissen wir, dass es tatsächlich ihr seid?“, lautete eine Reaktion.

Nicht immer wird so rasch reagiert. Der Berliner Zeitung etwa wurde eine antisemitische Karikatur unterschoben. Man hielt sie offenbar für eine vom Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo, in dessen Redaktion Islamisten am 7. 1. ein Massaker verübt hatten. Unter mehreren Charlie-Karikaturen, die von den Berlinern aus Solidarität auf der Titelseite abgedruckt wurden, befand sich also auch eine falsche von Joe Le Corbeau. Der Irrtum wurde von Israels Botschaft in Berlin entdeckt. Die Zeitung nahm die Zeichnung von der Website, sie druckte auch eine Korrektur ab. Eine Woche später folgte zudem eine ausführliche Entschuldigung. So viele Umstände macht sich im Netz heute kaum noch jemand.

norbert.mayer@diepresse.com
diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2015)

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