"Große Mauer" im Netz

Die Volksrepublik China rüstet im Internet auf. Nach der "Great Firewall" baut sie offenbar an einer "Great Cannon", vermuten Forscher in den USA und Kanada. Der Sinn: Obstruktion.

Selbst strengste Regime können es kaum verhindern, dass ihre Bürger sich im Internet mit Informationen versorgen, die der Staat lieber zensuriert hätte. Zum Teil erfolgreich war bisher das kommunistische China. Mit einer aufwendigen „Großen Mauer“ im Netz versucht es zu verhindern, dass Daten internationaler Dienste wie Google, aber auch spezieller Sites wie GitHub oder GreatFire ungefiltert ins Reich der Mitte strömen, vor allem über Chinas größte Suchmaschine, Baidu. Das hat für Peking auch starke Nachteile. Welche Wirtschaft kann es sich leisten, Informationen systematisch zu verlangsamen?

Nun aber verstärkt die Volksrepublik China laut einem Bericht von Forschern der Universitäten Berkeley und Toronto ihre Bemühungen, das Netz noch effizienter zu kontrollieren. Sie geht in die Offensive: Nach der „Great Firewall“ kommt die „Great Cannon“. Riesige Datenströme werden angeblich seit dem Vormonat auf amerikanische Websites gelenkt – auf jene, die Chinesen benutzen, um an von ihrem Land blockierte Inhalte zu kommen. Die „Große Kanone“ schalte sich in den Datenverkehr ein und schleuse dabei auch systematisch Viren ein: „malicious Javacsript“.


Spionage. Die Forscher in den USA und Kanada vermuten, dass sich Pekings neues System zudem hervorragend zur Spionage eigne. Es sei jenem ähnlich, das in Amerika die NSA verwendet: Quantum. Allerdings sei der Hauptgrund für Chinas Attacken Zensur, während es dem US-Geheimdienst vor allem um gezielte Überwachung gehe.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2015)

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