Wahlhilfe durch Zeitungen

Printmedien in Großbritannien geben vor den Unterhauswahlen recht gern Empfehlungen. Manchmal sieht man dabei seltsame Allianzen.

Wen wählen? Vor dieser Entscheidung stehen die Briten am 7. Mai. Meist geben ihnen die Zeitungen Wahlhilfe, diesmal aber hielten sich viele davon zurück, zumindest bis eine Woche vor dem Urnengang. Deklariert hat sich der Economist. Das wöchentliche Wirtschaftsmagazin will, dass die Tories gewinnen oder zumindest David Cameron Premierminister bleibt. Damit ist die Zeitschrift einer Meinung mit der Sun – zumindest mit der Londoner Ausgabe. Das Massenblatt des Medienmagnaten Rupert Murdoch empfiehlt dort die Konservativen, damit die SNP daran gehindert werde, das Land zu führen. In der schottischen Ausgabe werden eben diese schottischen Nationalisten empfohlen. Die lokale Sun des Nordens begründet ihre Empfehlung für SNP-Chefin Nicola Sturgeon damit, dass die Tories Schottland nicht verstehen würden. Verstehe einer diese Blattlinie!


Taktik. Auch die Financial Times setzt auf raffinierte Doppeldeutigkeit. Sie empfiehlt eine „taktische Wahl“ der Liberaldemokraten, damit die bisherige Koalition fortgesetzt werden könne. Welche großen Zeitungen aber mögen die Fraktion des Herausforderers Ed Miliband? Nicht einmal das linke Magazin New Statesman ist vom Labour-Chef überzeugt. Nur das Massenblatt Daily Mirror setzt bisher auf die Arbeiterpartei, während der Besitzer von Daily und Sunday Express die von Nigel Farage angeführten Anti-EU-Rebellen mit einer Mio. £ unterstützt – Richard Desmond sieht UKIP als Partei, die nicht von Eliten beherrscht, sondern für „gute, gewöhnliche Briten“ da sei. Gut für eine Exitstrategie.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2015)

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