Das Comeback der Alten Meister

Das Comeback der Alten Meister. Der Markt wird seit Langem von Moderne und zeitgenössischer Kunst dominiert. Doch erstmals scheint wieder das Interesse an Altmeisterwerken zu steigen.

Alte Meister, früher einer der Hauptumsatzträger des Kunstmarkts, fristen heute ein deutlich abgeschlagenes Dasein. Laut Studie der European Fine Art Foundation sind die Umsätze im Jahr 2013 auf eine Milliarde Euro gefallen, das entspricht nur mehr rund zehn Prozent des Kunstmarktes. Die Preisschere zwischen Altmeistern und Zeitgenossen geht immer weiter auseinander. Während im Bereich Moderne und zeitgenössische Kunst bereits dreistellige Millionenbeträge bewilligt werden, sind bei Alten Meistern sogar zweistellige Millionenbeträge eine Seltenheit. Der höchste jemals verzeichnete Zuschlag ist noch immer der 2002 erzielte Auktionsrekord von 49,5 Millionen Pfund für „Das Massaker der Unschuldigen“ von Peter Paul Rubens. Alexander Bell, Altmeisterexperte von Sotheby's, stellte einmal bedauernd fest, dass die Kunstkäufer im Altmeisterbereich mit ihren Millionen nicht immer die gleichen Werturteile fällten wie Kunsthistoriker, Museumsleute oder Experten.

Alte Werte. Doch in letzter Zeit scheint wieder Bewegung in den Markt zu kommen. Die Kunstpreisdatenbank Artprice hat sich im Rückblick auf das erste Halbjahr 2015 die wichtigsten Neuzugänge auf dem Aktionsmarkt angesehen. Erstmals sind unter den Newcomern Alte Meister vertreten. Der Markt hat einige italienische, mexikanische und amerikanische Meister wiederentdeckt, die selten auf dem Markt auftauchen.

Die höchsten Preise erzielten etwa Jacopino da Reggio, der Ende des 13. Jahrhunderts in Bologna tätig war. Seine kleine Kreuzigung mit dem heiligem Franziskus stieg auf 2,8 Millionen Dollar. John Lee Douglas Mathies gehört ebenfalls zu den Wiederentdeckungen. Sein Porträt des indianischen Häuptlings der Seneca, Red Jacket, wurde nach einem Bietergefecht um 845.000 Dollar zugeschlagen. Überraschend hoch stieg auch eine Arbeit von Juan Carlos de Medina. „Die Jungfrau von Guadalupe“, ein Ölgemälde aus dem Jahr 1736, erzielte knapp 300.000 Dollar.

Alte Meister rücken wieder mehr in den Fokus des Kunstmarktes. So hat die zeitgenössische Kunstmesse Frieze 2012 um die Frieze Masters erweitert. Sotheby's veranstaltete im Vorjahr erstmals eine Verkaufsausstellung für Alte Meister und in London bündelten Altmeisterhändler rund um die Auktionen ihre Kräfte zur Master Paintings Week. Bei dem sich preislich immer rascher nach oben schraubenden Markt für Moderne und Zeitgenossen suchen Sammler wohl nach Alternativen und besinnen sich auf alte Werte.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2015)

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