Setzen sich digitale Tageszeitungen durch?

Werden sich die digitalen Ausgaben von Tageszeitungen durchsetzen? Die "New York Times" jubelt über eine Rekordzahl. Zu Recht?

Die Trennlinie ist eine kulturelle, angeblich verläuft sie meist zwischen Alt und Jung. „Niemals werden wir das sinnliche, haptische Erlebnis aufgeben, das wir empfinden, wenn wir eine Zeitung aus echtem Papier in die Hand nehmen – das Rascheln beim Blättern, die Unabhängigkeit vom Netz, der gefühlt raschere Überblick“, sagen die Wertbeständigen, die Frühstück nicht auf ihr Blatt verzichten wollen.

„Warum auf die Post warten oder gar die Wohnung verlassen müssen, um die Nachrichten von gestern lesen zu können, wo es doch schon die Eilmeldungen vom Morgen gibt? Die habe ich doch längst alle auf dem Smartphone, dem Tablet oder auch über Twitter, von Freunden empfohlen“, behaupten die nervösen Neuerer mit ihren von Ego-Shooter-Spielen angekränkelten Daumen.


Aus den USA erhalten die Modernisierer jetzt – scheinbar – ermutigende News. The New York Times, eines der besten Produkte der Neuen Welt, hat soeben vermeldet, dass die Zahl der Abonnenten, die diese Tageszeitung nur online beziehen, die magische Marke von einer Million überschritten hat (1,1 Millionen lesen zudem Print und Online). Ende März 2011 haben die NYT-Manager auf ein Bezahlmodell im Netz umgestellt, ein komplexes Angebot, das von wenigen Gratisartikeln über billigere Varianten bis zum Voll-Abo reicht. Das kostet dann allerdings im Monat bis zu 35 US-Dollar.

Der Erfolg im Netz wird ein wenig relativiert, wenn man die Erlöse durch Abos und Anzeigen berücksichtigt. Online trug zum Gesamtergebnis der NYT 2012/13 gerade einmal ein Fünftel bei.

norbert.mayer@diepresse.com

diepresse.com/mediator

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2015)

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