Wegweiser für Auktionen, Messen und Galerien

Die Kunstmarktmaschinerie. Megagalerien, Preiskartelle und Spekulation spalten den Kunstmarkt. In diesem Umfeld verkommt Kunst zur reinen Luxusware.

Larry Gagosian sitzt überall, wo sich Kunst gut verkaufen lässt: in New York im Rockefeller Center, der Madison und der Park Avenue und natürlich in Chelsea. Er hat Filialen in Beverly Hills und Hongkong, zwei Niederlassungen in London, zwei in Paris und ist auch in Rom, Genf und Athen immer nah am betuchten Kunden. Das Galerienimperium Gagosians steht für Macht auf dem Kunstmarkt. Dabei ist er bei Weitem nicht der Einzige. Es gibt seit Jahren einen Trend zur Bildung von Megagalerien.

Pace Gallery etwa verfügt über zehn Niederlassungen, darunter vier in New York, zwei in London, eine in der Schweiz im Engadin, und in Asien sitzt sie in Peking und in Hongkong. Hauser & Wirth betreiben fünf Standorte, die auf Zürich, London, Somerset und New York verteilt sind, Los Angeles befindet sich gerade in Planung. David Zwirner und White Cube mit jeweils drei Niederlassungen und die deutsche Galerie Sprüth Magers mit derzeit zwei Standorten muten dagegen fast schon bescheiden an. Doch auch Letztere plant eine Expansion.

Kartellbildung. Die Kunstmarktexpertin Georgina Adam beobachtet diese Entwicklungen mit Sorge. In ihrem Buch „Big Bucks. The Explosion of the Art Market in the 21st Century“ warnt sie vor der Kartellbildung und der kompletten Kommerzialisierung der Kunst. Sie zitiert aus mitgeschnittenen Telefongesprächen zwischen dem Großsammler und Händler Alberto Mugrabi, dem Galeristen Larry Gagosian und einem Sotheby's-Mitarbeiter, in denen eine Einigung getroffen wird, Warhol-Bilder bei einer Auktion um jeden Preis zu stützen. Sie verfügen über große Warhol-Bestände und wollen so ihren Wert absichern. Neben den Galerien und Händlern dominieren die großen Auktionshäuser und Kunstmessen wie Art Basel und Frieze die Kunstmarktmaschinerie.


Kunst per Knopfdruck. Doch auch Künstler spielen ihre Rolle und befriedigen den Hunger des Markts mit Überproduktion. „Die zunehmende Fokussierung auf Kunst als Investitionsgut und Spekulationsobjekt hat die Art und Weise verändert, wie Kunst kreiert, produziert und vermarktet wird“, schreibt Adam. Der einzigartige künstlerische Ausdruck, der die wahre Natur des Entstehungsprozesses eines Kunstwerks ist, bliebe so auf der Strecke.

Kunst degeneriert immer mehr zu einer Ware, die auf Knopfdruck produziert wird. Umso mehr macht Adam deutlich, wie wichtig es ist, Künstler zu fördern und zu begleiten, die sich nicht von den Verlockungen des Luxus verführen lassen.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2015)

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