Eine Art Aufrüstung im Internet

Der mächtige Technologiekonzern Apple erlaubt auf iOS 9 Apps, die auf Webseiten Werbung blockieren.

Es kostet fast nichts, könnte aber die Kultur von iPads und iPhones stark verändern. Diese Woche überholte Crystal den Spieledauerbrenner „Minecraft“ und wurde hierzulande das umsatzstärkste Programm von Apple im App Store. Seine Funktion: Es blockiert Werbung, verspricht zudem schnelleres Browsen.

Kurz zuvor hatte der riesige US-Konzern beim Upgrade auf sein mobiles Betriebssystem iOS 9 solche Applikationen zugelassen, die bei anderen Systemen schon etwas länger üblich sind und rasant wachsen. Sie wurden auch diesmal blitzartig zu Rennern. Das Konkurrenzprodukt Blockr schaffte es noch auf Rang sechs im App Store. Programme mit viel versprechenden Namen wie Peace oder Purifybuhlten ebenfalls um die Gunst der Kunden.

Als in solchen Fällen vorsichtig Wertkonservativer werde ich mein Telefon mit solchen Spielereien vorerst nicht belasten, sie erinnern mich zu sehr an frühe Schutzprogramme, die Sicherheit am PC versprochen, vor allem aber die Rechengeschwindigkeit meines Computers drastisch reduziert haben. Welche Auswirkungen könnten die Blocker zudem auf das Verhältnis zur Werbewirtschaft haben? Wird letztendlich auf Kosten der Nutzer aufgerüstet?

„The New York Times“ meldet in einer Analyse Bedenken an. Kleine Webverlage fühlten sich durch diese Blockaden in ihrer Existenz bedroht. Auch ein Anbieter derartiger Apps machte inzwischen einen Rückzug. Die Nachteile, die diese Innovationen für den Markt brächten, würden überwiegen. Das Netz mit seiner Gratismentalität ist stärker auf Anzeigen angewiesen als andere Medien. Wer dort ausgrenzt, kann rasch selbst draußen sein.

norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2015)

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