"Gernots Verlängerung": Kellerwitz und Kickerwuchtel

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Seit dem ersten Viertelfinale lädt der ORF zu einer humoristischen Nachbetrachtung der Fußball-EM. Der Witz wird dabei flach gehalten. Eine Zwischenbilanz.

Die vertraute Fußballrivalität zwischen Deutschland und Österreich spielt sich nicht nur am grünen Rasen, sondern seit wenigen Tagen auch im Fernsehen ab. Der deutsche TV-Dauerbrenner "Waldis Club", der bereits seit dem Beginn der Europameisterschaft alle Spiele in der ARD nachverhandelt, hat in der Alpenrepublik ein Kind bekommen. "Gernots Verlängerung" heißt das von Kabarettist Viktor Gernot moderierte ORF-Format. Seine Premiere feierte die als humoristische Spielnachbetrachtung gedachte Sendung nach der ersten Viertelfinalpartie Portugal gegen Tschechien. Analog zum ARD-Host Waldemar Hartmann begrüßt auch Gernot Fußballexperten (Prohaska, Mählich, Schinkels) und Kabarettisten/Comedians - im Grunde nahezu alle Protagonisten aus dem Rateteam von "Was gibt es Neues?".

"Kampusch"-Witz und "Hurnkinder"

Bei der Premiere erklärte ORF-Chefanalytiker Herbert Prohaska, wie es während einer Fußball-Übertragung (2010) zu seinem "Hurnkinder"-Sager kam: "Das waren wirklich Kinder, die immer mit Papierfliegern auf uns geworfen haben." "Schneckerl", das war trotzdem ein didaktisches Foul. Auch das Gesicht der Sendung, Viktor Gernot, sorgte in der bierseligen Runde ausnahmsweise für einen Lacher. Gernot eröffnete: seinen Assistenten, den Balljungen Valentin, habe er mit einem Lieferwagen entführt, seitdem wohne dieser in seinem Keller. Beim Saalpublikum kam der Schmäh nicht so gut an, wie auf der Wuchtel-Couch.

In dieser Tonart ging es weiter, auch mit dem unausweichlichen Stammtischthema Spielerfrauen, da half selbst Manuel Rubeys Einwurf zum Tabu "Spielermänner" wenig. In der Freitag-Sendung wunderte man sich dann nicht nur über die faulen Witze, sondern auch über einen Ausflug ins ORF-Archiv. So wurden die Hautfarben der Spieler ins rechte Licht gerückt und das Match des nächsten Tages mit Hitler, Mussolini und einer schlechten Metapher bebildert. Zwischen den verbalen Fehlpässen, gab es auch in der zweiten Folge immer wieder Leerlauf-Phasen.

"Krone" fordert "Fixleiberl" für Viktor Gernot

Regelrecht begeistert ist hingegen die "Krone". In ihrer Samstagsausgabe fordert die Boulevardzeitung für den "meist unterschätzten Entertainer" Viktor Gernot ein "Fixleiberl in Kathi Zechners Unterhaltungs-Team". Sollte der "Volltreffer" keine Zukunft haben, "steht man auf dem Küniglberg im Abseits". Im September kommt es übrigens zum WM-Qualifikationsmatch zwischen Österreich und Deutschland. Bleibt zu hoffen, dass das Niveau auf dem Rasen jenem der TV-Spaßformate überlegen ist.

(mtp./sh.)

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