Joko und Klaas: Aufgewärmte Mutproben-Olympiade

(c) Dapd (Philipp Guelland)
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Spritzen, Stromkabel und Innereienwürste - Pro7 engagiert das talentierte Duo Joko und Klaas für ein irres Hauptabendduell.

Es war wohl in der zweiten von drei langen Fernsehstunden, als der Satz fiel: „Was soll daran Unterhaltung sein?“ Während Klaas Heufer-Umlauf, die jüngere Hälfte des deutschen Moderatorenduos, in China eine gefährlich steile Klamm bestieg und ihm „das Arschwasser bis zum Rücken“ stand, stellte er sich diese durchaus berechtigte Frage.

In „Joko gegen Klaas“, der neuen Samstagabendshow auf Pro7, schicken Heufer-Umlauf und sein Kompagnon Joachim Winterscheidt einander in ferne Länder, um dort skurrile Mutproben zu absolvieren: in Moskau in einer Zentrifuge ein Lied trällern, auf dem Dach eines Segelfliegers die Innereienwurst Haggis verspeisen, in Tokio eine Spritze in die Stirn setzen lassen, die danach in Donut-Form anschwillt. Zwischendurch werden im Studio Brennnessel gegessen und Stromkabel mit bloßer Hand nach ihrer Stärke sortiert. Für den Sender ist das Showexperiment aufgegangen: Mehr als 1,36 Millionen Zuseher wollten dieser Mutproben-Olympiade zusehen. Dabei war nichts daran herausragend, abgesehen vom Drehaufwand an Schauplätzen in aller Welt.

Zudem ist diese Mutprobenshow doppelt aufgewärmt: Die Idee stammt vom Amerikaner Johnny Knoxville, der mit „Jackass“ erfolgreich wurde, die Pro7-Version heißt seit 2004 „Elton vs. Simon“. Joko und Klaas machen also die Kopie von der Kopie, was schade ist. Denn die beiden haben Talent, wie sie mit ihrer Show „Paradise“ (ZDFneo) beweisen, doch der Öffentlich-Rechtliche lässt sie in der Nische verkümmern. Das Privatfernsehen, in dem sie gelernt haben, entdeckt sie nun wieder und hat offenbar vor, kleine Stefan Raab-Klone aus ihnen zu machen. Mutig ist das nicht.

anna-maria.wallner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2012)

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