Am "Tatort" ermittelt jetzt die "Jungschar"

Das jüngste Team der Reihe ist ein Trio: Eine Praktikantin und zwei Machos suchen Anerkennung.

#Katzentisch statt Arbeitsplatz! #nichtwitzig #ausbeuter #tatort“, twitterte die erboste „Tatort“-Praktikantin Johanna Grewel am Sonntag um 20.33Uhr. Da hatte sie von ihren beiden Kollegen Henry und Maik gerade einen improvisierten Schreibtisch zugewiesen bekommen – auf der Fensterbank. Die Nachwuchsermittler im neuen Erfurter „Tatort“ (Benjamin Kramme und Friedrich Mücke) versuchen mit kantigen Ansagen Eindruck zu schinden – stehen aber ziemlich klischeehaft unter der Knute einer zwischen Schuldirektorenstrenge und mütterlicher Fürsorge mäandernden Vorgesetzten.

Jusstudentin Johanna (Alina Levshin) macht das Trio komplett. Sie trottet brav hinterher und nimmt Demütigungen hin. Ein typisches Praktikantenschicksal: Johanna ist hoch gebildet und topmotiviert, wird aber weit unter ihrem Wert geschätzt. Und die beiden Kollegen? Die üben sich in demonstrativer Männlichkeit, haben den Kühlschrank voller Energy-Drinks (im Büro) und Bier (daheim), sind gut trainiert und zertrümmern Autos – doch auch sie müssen sich die Anerkennung erst erarbeiten: „Ah, die Jungschar!“, spöttelt eine Kollegin, und die Chefin droht, die zwei „mit Schwimmflügelchen“ an die Ostsee zu schicken. Letztlich kann das Trio den Mord im Studentenmilieu klären, bei dem es um chronischen Geldmangel, florierenden Handel mit Aufputschmitteln als Lernhilfe und lukrative Nebenjobs beim Escort-Service geht.

Man hat verstanden: Hier geht es um eine Verjüngungskur für den „Tatort“. Da wären dann aber noch ein paar positive Role Models gefragt.

E-Mails an: isabella.wallnoefer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2013)

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